Die Nazca-Linien, riesige Scharrbilder in der Wüste bei der Kleinstadt Nazca in Peru, gehören zu den interessantesten Sehenswürdigkeiten in Peru.
Um sie in voller Komplexität zu betrachten, ist es vonnöten, mit einem Kleinflugzeug über die Ebenen der Region zu fliegen. Von dort oben aus kann man dann die systematisch in den Boden der Wüste gegrabenen Gesteinsbilder erkennen. Die Motive sind Figuren wie Affen, Vögel, Menschen oder Fische. Auch schnurgerade Linien über zig Kilometer wurden in das Wüstengestein geritzt, manche davon sind nur einige Zentimeter tief. Aufgrund ihrer erstaunlichen Größe wurden sie erst im Jahr 1924 entdeckt, als erste Passagiermaschinen über das Gebiet geflogen sind. Seit 1994 befinden sie sich auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes, sodass die anhaltende Zerstörung durch Straßenbau endgültig gestoppt werden konnte.
Die Geoglyphen sind zwischen 800 vor Christus und 600 nach Christus in den Paracas- und Nazca-Zeiten entstanden. In dieser Periode und auch danach war die lebensfeindliche Gegend der Pampa de Jumana stets besiedelt, vor allem in den Tälern der Flüsse Nazca, Palpa und Ingenio. Heutzutage glaubt man, nachdem viele Theorien nicht bewiesen oder widerlegt werden konnten, dass die Zeichnungen von religiöser, agrikultureller und astronomischer Bedeutung waren. So verwendete man die Tierfiguren wohl als Ablageplatz für rituelle Gaben an die Götter. Die längeren Linien sind dagegen oft an bestimmten Sonnenwendepunkten ausgerichtet. Allgemein wurde wohl aufgrund von erheblichen Klimaschwankungen zu dieser Zeit (vielleicht auch hervorgerufen durch das El-Niño-Phänomen) bei den Göttern um Fruchtbarkeit der Ländereien gebeten.
Wie es der Nazca-Kultur allerdings möglich war, diese riesigen Motive so perfekt in die Wüste zu scharren, ist bis heute umstritten. Eine Theorie besagt sogar, dass die Menschen damals schon in der Lage waren, einfache Heißluftballons zu bauen, mit denen sie die Bildnisse erschaffen und hinterher betrachten konnten. Andere Forscher behaupten, die Hochebene von Nazca sei eine riesige Sportarena und die Glyphen so etwas wie das angelegte Spielfeld. Wie dem auch sei – für Peru-Reisende aus unserer Zeit bilden die Linien eine einzigartige Attraktion kombiniert aus Natur, Kultur und Abenteuer. Abenteuerlich deswegen, weil die Rundflüge, die man in den nahe gelegenen Städten für etwas Geld buchen kann, in den wackeligen Flugzeugen recht risikoreich sind. So stürzte zum Beispiel im Oktober 2010 eine Propellermaschine ab und tötete sechs Menschen. Wer mit dieser Wagnis leben kann, sollte sich aber die phänomenale Aussicht auf die Nazca-Linien nicht entgehen lassen.
Wer auf einer Rundreise durch Peru ist, sollte die sich in der Nähe befindlichen Oase Huacachina und die unglaublichen Sanddünen in deren Umgebung nicht verpassen (etwa 1,5 Busstunden nördlich auf der Panamericana Richtung Ica).
(Bilder von Paul Williams – Bluelemur / Flickr)