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Filme

Mexikanische Komödie „Die Kinder des Señor Noble“

Bárbara (Karla Souza), Javi (Luis Gerardo Méndez) und Cha (Juan Pablo Gil

„Nosotros Los Nobles“, wie der Film in Mexiko ursprünglich heißt, ist einer der erfolgreichsten mexikanischen Filme in Lateinamerika der letzten Zeit. Den schauen wir uns doch mal (genauer) an.

Handlung

Der erfolgreiche Geschäftsmann und Witwer Germán Noble (Gonzalo Vega) hat drei erwachsene Kinder, die durch das Geld ihres Vaters recht verzogen sind – niemals war es bisher nötig, auch nur einen Finger zu krümmen oder gar arbeiten zu gehen, um an Geld zu kommen. Dafür zückten sie einfach nur die Kreditkarten ihres Vaters. Bárbara (Karla Souza) möchte mit ihrem sehr von sich überzeugten Lover Peter (Carlos Gascón) ein Restaurant eröffnen, Carlos (Juan Pablo Gil) kifft, schwänzt die Universität und hat eine Affäre mit seiner Professorin und Javier (Luis Gerardo Méndez), der eigentlich irgendwann die Firma seines Vaters übernehmen soll, denkt sich bahnbrechende Geschäftsideen aus, die als nicht realisierbar gelten, eigentlich nur, um sich die Zeit zu vertreiben und mit seinen „Geschäftspartnern“ Partys feiern zu können.

Doch mit diesen Lebensarten soll nun Schluss sein, wenn es nach Germán geht. Er möchte seinen Kindern zeigen, wie man selbst über die Runden kommt und inszeniert die Veruntreuung seiner Firma, sodass angeblich der Geldhahn von der Justiz zugedreht wird. Daraufhin müssen sich er und sein Nachwuchs in dem heruntergekommenen und leerstehenden Haus seines Vaters einnisten, bis sich die eigentlich ja erfundene Situation geklärt hat. Dadurch zwingt Germán sie, sich Jobs zu suchen und gewissenhafter mit Geld umzugehen. Ganz so, wie er sich das vorstellt, funktioniert es aber nicht, gerade auch weil er selbst sich an der Nase packen sollte: schließlich hatte er nie Zeit für sie in ihrer Kindheit aufwenden können, da er immer arbeiten musste.

Kurzkritik

Die Moral von der Geschichte wird am Ende des Films ganz klar deutlich, und nicht nur die Kinder müssen ihre Lektion lernen, sondern auch der Vater. Trotz dieses einfachen Aufbaus des Films, den man sicher so oder so ähnlich bestimmt bereits in Hollywood oder Europa gesehen haben könnte, macht das Zusehen Spaß. Die Figuren haben ihre Eigenheiten, sodass man nie genau hervorsehen kann, wer als nächstes ausrastet, irgendetwas lustiges sagt oder in Tränen verfällt. Manchmal wirkt die Inszenierung dadurch leicht wie eine Telenovela, der Kontinent Lateinamerika ist schließlich geprägt von dieser Art von Film und Fernsehen. Nur die Schauspieler sind weitaus talentierter und die Atmosphäre der in Mexiko-Stadt angesiedelten Komödie viel authentischer – bekommt man doch die Schere zwischen Arm und Reich zu sehen, einerseits wie die Wohlhabenden in ihren Villen leben, andererseits die Armen in den unzähligen Vororten der Stadt, die oft auch der Kriminalität verfallen.

Alles in allem macht der Film Spaß, er ist leichte Unterhaltung für einen gemütlichen Fernsehabend. Manchmal etwas albern, manchmal ein bisschen zum Nachdenkend anregend, selten aber richtig tiefgehend. Aber das macht ja nichts, ist doch schön, auch mal nicht nach einem Film noch stundenlang darüber grübeln zu müssen, sondern ihn nach dem Anschauen gleich wieder aus dem Hirn verbannen zu können und sich seinem eigenen Leben zu widmen. Aber vielleicht bleibt trotzdem ein Stückchen der Moral zurück und dankt seinen Eltern vielleicht einmal öfter, was sie für einen getan haben – oder andersherum: entschuldigt sich bei den Kindern, die man eventuell vernachlässigt hat?

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