40 Latin Songs, die man im Leben gehört haben muss. Gar nicht so leicht, da was auszusuchen. Aber wer sich hinein hört, wird feststellen, dass man mehr kennt, als man zunächst vielleicht glaubte. Es gibt genug Latin Songs, die zu Welthits wurden, oft auch mal in einer englischen Version. Ausgewählt wurden Titel, die den Test of Time überstanden haben, also schon ein paar Jahrzehnte vor dem Vergessen bewahrt wurden. Es sind Klassiker im Sinne von Genre definierend, Evergreens, zeitlos schön, oft interpretiert, Volksgut, Ersatz-Hymnen. Auch politisch relevante Lieder sind dabei, die gerade in Deutschland, z. B. in den Siebzigern als lateinamerikanische Protestlieder bekannt wurden. Weniger berücksichtigt wurden Hits aus dem Bereich Latin Pop, Urban Dancefloor und auch keine spanischen Hits, denn hier geht es um Lateinamerika. Die Reihenfolge ist alphabetisch, stellt also keine Wertung dar. In der Regel wurden die Komponisten und Texter hier bevorzugt angegeben, da bei Klassikern oft viele gleichwertig bekannte Versionen bestehen. Steht das Lied für einen Musiker, dann wird dieser auch erwähnt.
„Aqua de Beber“
Der elegant schwingende Bossa Nova aus dem Jahr 1963 ist heute ein Jazzstandard, obwohl sich Jobim gar nicht unbedingt vom Jazz beeinflusst fühlte. Der konstante Rhythmus, die reduzierte Besetzung und in den Vokalversionen ein cooler Sprechgesang, leise und ohne extreme Betonungen, sowie moderne Harmonien setzten sich stark von den Samba-Stilen ab, die vorher in Brasilien existierten und boten auch gegenüber der aufkommenden Rockmusik etwas wirklich Eigenes. In Brasilien war die Bossa Nova dennoch eher in der intellektuellen Mittelschicht populär als im Volk und war im Grunde mit dem Militärputsch von 1964 wieder vorbei. Ihre Reinkarnation im amerikanischen Jazz erst verdankt die Bossa Nova den Nimbus als typisch brasilianische Musik.
„Aquarela do Brasil“
1939 geschrieben, entwickelte sich das Stück 1942 mit Walt Disneys Zeichentrickfilm „Saludos Amigos“ zum internationalen Hit. Jeder dürfte den Samba schon mal gehört haben, insbesondere in der schön zum Mitsummen animierenden Fassung von Ray Conniffs Orchester von 1960 als „Brazil“ und die tauchte in Terry Gilliams gleichnamigem Film 1985 wieder auf. Ein Lied über die Schönheit eines Regengusses, das lange als Widerspiegelung brasilianischer fröhlicher Stimmung vermittelt wurde, obwohl es sich im Entstehungsjahr als Karnevalslied nicht durchsetzen konnte.
„Asa Branca“
Die Hymne des brasilianischen Nordostens aus dem Jahr 1947. Baiao-König Luiz Gonzago, spielte das brasilianische Akkordeon Sanfona und kleidete sich wie der Räuberhauptmann Lampiao, eine Art Robin Hood des Nordostens, mit napoleonischem Dreispitz und der Lederjacke der Viehhirten. Der treibende Rhythmus des Triangels, eine geschmeidige Melodie zum Mitsingen und die quirlige Sanfona sind typische Merkmale dieses Baiao, ein fröhlich-tanzbarer Stil, der nach dem 2. Weltkrieg der Samba arge Konkurrenz machte. Ruf- und Antwort-Praxis im Gesang und der Einfluss europäischer Tänze sind hier zu spüren.
„Bésame Mucho“
Consuelo Velazquez, Pianistin und Sängerin aus Mexiko schrieb diesen romantischen Bolero 1940. Von den Beatles bis Dean Martin und besonders im Jazz wurde er unzählige Male interpretiert, was wohl an seiner wohligen und edlen Atmosphäre liegt. Während das Original relativ rhythmisch daher kommt, wird der Schmachtfetzen heute meist so gespielt wie in der Fassung von Diana Krall.
„Cerezo Rosa“
Dieser, vom Franzosen Louiguy geschriebene Song wurde insbesondere durch Mambo-König Perez Prado als Instrumental 1955 populär. Die Trompete von Billy Regis gleitet hier hoch und runter, bevor die Melodie losgeht. Ein unsterblicher Hit, der oft gecovered wurde und auch als „Cherry Pink and Apple Blossom White“ bekannt ist, also ins englischsprachige Liedgut übergegangen ist.
„Chan Chan“
Compay Segundo komponierte diesen Son bereits 1989, aber erst beim Buena Vista Social Club wurde das Stück 1997 ein Klassiker. Hat eine sich wiegende Melodie. Segundo erfand übrigens das Armónico, ein aus Tres und Gitarre geformtes Instrument: Eine auf Oktave gestimmte Gitarre, die er um eine siebte Saite in der Mitte ergänzte.
„Chega De Saudade“
Für viele ist das der erste aufgenommene Bossa Nova. 1958 komponiert, ist es eines der großen Meisterwerke des Teams Jobim (Musik) und de Moraes (Text), besonders in der Version von João Gilberto. Mit diesem melancholischen Stück kam das am häufigsten vorkommende brasilianische Wort in Liedtexten auf die Tagesordnung: „Saudade“ (Sehnsucht, Heimweh).
„Conga“
Einer der ganz großen Latin Pop-Hits aus dem Jahr 1985 und der Durchbruch für die kubanisch-amerikanische Sängerin Gloria Estefan mit ihrer Band Miami Sound Machine. Im Grunde eine Art Salsa-Funk-Mix mit viel Perkussion und sehr rhythmischen Vocals. Der Song war der Start zu einer der erfolgreichsten Latin Music-Karrieren aller Zeiten.
„Cucurrucucú Paloma“
Herzzerreißender mexikanischer Huapango aus dem Jahr 1954 über eine Taube, die Liebesbotschaften bringt. Wurde insbesondere in mexikanischen Filmen bekannt. Die beste (und kunstvollste) Version gibt es von Caetano Veloso auf dem Album „Fina Estampa Ao Vivo“. Die Streicher spielen nur zwei Töne im gleichen Abstand, hin und her, hoch und tief, wie langsame Schritte. Es entsteht eine feierlich-düstere Atmosphäre. Dazu singt er so sehnsüchtig, dass die Taschentücher einfach nass werden müssen. Vorsicht, Gefahr von Ohnmachten.
„Day-O (The Banana Boat Song)“
Der größte Hit von Calypso-König Harry Belafonte aus dem Jahre 1956, obwohl dies eigentlich ein jamaikanischer Mento ist bzw. ein Work Song. Heute wirkt das Stück etwas archaisch. Kein Wunder, waren die Work Songs ja mit das erste Liedgut der schwarzen Musik. Übrigens auch ein gutes Beispiel, um die Ruf-Antwort-Praxis zu erklären. Die reduzierte Form – flüsternder Chor, Sänger, leise Trommeln – würde heute kaum noch jemand so aufnehmen. Das macht aber gleichzeitig den Reiz des Songs aus. Unverwüstlich der Anfang: „Day-o, day-o, Me say day, me say day-o…“
„Drume Negrita“
Äußerst gefühlvolles kubanisches Kinder- bzw. Schlaflied, besonders schön vorgetragen von der kubanischen Sängerlegende Bola de Nieve. Unzählige Versionen gibt es davon, wie von Celia Cruz, Caetano Veloso, Joao Bosco oder Omara Portuondo. Der Text versucht im Spanischen den Slang der afrikanischen Sklaven zu imitieren.
„El Choclo“
„Der Maiskolben“ – Einer der großen Tango-Klassiker, schon 1903 veröffentlicht, aber erst 1952 als „Kiss Of Fire“ von Georgia Gibbs zum weltweiten Evergreen gemacht. Der englische Titel bringt’s, bleibt einem bei dem Kuss von Georgis Gibbs doch fast das Herz stehen. Für die Tango-Sammlung unverzichtbar.
„El Condor Pasa“
Wer die Pan-Flöte auspackt, dem spielt die Flöte dieses Stück schon fast alleine. Diese peruanische Nummer aus dem Jahre 1913 ist die Inkarnation der Musik der Anden, wofür, reich mit Flötenzauber angereichert, 1970 Simon & Garfunkel sorgten. Das Duo benutzte eine Version der Gruppe Los Incas, gab es aber als eigene Komposition aus. Später einigte man sich mit dem richtigen Komponisten Daniel Alomía Robles wegen der Tantiemen.
„El Manisero“
Der kubanische Son-Pregón stammt aus den Dreißigern und beschreibt das Vorbeigehen eines Erdnussverkäufers, der seine Ware anbietet. Deshalb steuert das Lied auf einen dramatischen Höhepunkt zu und klingt wieder langsam aus. Eine unsterbliche Melodie, die viele Interpreten wie z. B. Antonio Machín fand.
„El Pueblo Unido Jamás Será Vencido“
Jetzt aber die Fäuste gereckt und mit diesem Lied auf zur Demo. So war das mal in den 1970ern. Ja, es gab einmal Zeiten, da waren lateinamerikanische Lieder sehr populär, begründeten sogar den Trend zur Weltmusik mit. „El Pueblo Unido Jamás Será Vencido” (Das vereinte Volk wird niemals besiegt werden) ist der lateinamerikanische Protestsong schlechthin und wurde zu einer internationalen Hymne gegen Unterdrückung in vielen Länder. In Deutschland machte es Hannes Wader bekannt. Er ist vielleicht das bekannteste Lied der chilenischen Nueva Cancion-Bewegung und wurde von Sergio Ortega und der Gruppe Quilapayún 1973 komponiert. Gedacht war es als Unterstützung der linken Regierung von Präsident Salvador Allende. Nach dessen Sturz mit Hilfe der Amerikaner blieb der Song populär und wurde in der Version von Inti-Illimani weltbekannt.
„Garota De Ipanema“
„The Girl From Ipanema“, der englische Name des Songs, ist der wohl bekannteste und am meisten aufgenommene brasilianische und auch Latin Song überhaupt. Gespielt von Antonio Carlos Jobim (p), Stan Getz (ts), Joao Gilberto (voc, ac-g) und mit der Stimme von Astrud Gilberto bekam die englischsprachige Fassung als Single 1965 den Grammy als Platte des Jahres. Tolle Leistung für eine Jazzeinspielung. Das Girl von Ipanema gab es übrigens tatsächlich. Helô Pinheiro war das Mädchen, das die Blicke von Tom Jobim und Vinicius de Moraes am Strand von Ipanema anzog. Ihre Berühmtheit verschaffte ihr immerhin eine Karriere als Fotomodell. Musikalisch bis heute der Inbegriff von Entspannung.
„Gracias A La Vida“
1966 von der Chilenin Violeta Parra komponiert, wurde das Lied 1974 von Joan Baez sehr bekannt gemacht, aber es ist auch eines der großen Nummern der Argentinierin Mercedes Sosa. Es gehört zu den am meisten interpretierten Liedern Lateinamerikas, wohl weil es ein zeitloses Thema hat (Danke an das Leben), was kitschige Fassungen (Richard Clayderman, Roberto Blanco) nicht ausschließt. Interessanterweise beging Violeta Parra ein Jahr, nachdem sie das Lied für das Leben schrieb, Selbstmord.
„Guantanamera“
Wenn man ein kubanisches Lied kennen muss, dann dieses. Pete Seeger 1963 und die Sandpipers 1966 machten einen Welthit draus. Der kubanische Radio-DJ José Fernández benutzte in seiner Radioshow die Melodie schon lange vorher, um dazu politische Kommentare zum Zeitgeschehen abzugeben. Der heute bekannte Text von José Marti sorgte dafür, dass das Lied heute wie eine heimliche Hymne Kubas wirkt. Hat inzwischen etwas Staub angesetzt.
„Hasta Siempre, Comandante“
Mit dem „Comandante“ ist hier der Revoluzzer Che Guevara gemeint. Das Lied wurde 1965 vom Kubaner Carlos Puebla als Gruß an ihn geschrieben, als er in den Kongo aufbrach. Logischerweise machte der Song in der linken Szene die Runde. Eine Interpretation gibt es übrigens auch von Wolf Biermann. Der Text ist recht pathetisch und wird meist auch voller Inbrunst gesungen.
„La Bamba“
Vielleicht das bekannteste mexikanische Lied überhaupt und ein bekannter Party-Knüller zum Mitgrölen. 1958 machte es der erste Hispano-Star der USA, Ritchie Valens, zum (spanisch gesungenen) Welthit und auch Trini Lopez (1966) und Los Lobos (1987) sorgten dafür, dass es eine Art Hymne der mexikanisch-stämmigen US-Amerikaner wurde. Die Mexikanerin Lila Downs erschuf später die wohl interessanteste Version. Die Sängerin fand heraus, dass der Begriff „bamba“ sich auf eine kongolesische Stadt im 16. Jahrhundert bezieht, als Afrikaner als Sklaven ins mexikanische Veracruz verschleppt wurden, wo der Ursprung des Liedes auszumachen ist. Den von ihr verwendeten traditionellen Text von „La Bamba“ stellte sie auf ihrem Album „One Blood“ aus verschiedenen dokumentierten Tonaufnahmen des im späten 16. Jahrhundert geschriebenen Liedes zusammen. Lila Downs gibt dem Song aber auch eine andere rhythmische Akzentuierung. Ihre Version ist wesentlich perkussionsbetonter und damit afrikanischer geprägt, andererseits verweist das gleichzeitige Harfenspiel auf die indigene Abstammung. Ein wiederkehrender Drumbox-Beat zitiert zudem noch den Nimbus als Party-Hit. Lila Downs nennt diese Arrangements „Mestizierung“ als Widerspiegelung der Vermischungen im mexikanischen Volk.
„La Cucaracha“
Ursprünglich spielte dieser an sich lustige Corrido eine große Rolle in der mexikanischen Revolution (ab 1910), weil er voller versteckter politischen Botschaften war. Erst Lila Downs Version eröffnet, dass „Die Küchenschabe“ schon immer davon handelte, wie amerikanische Soldaten damals mit Marihuana gefügig gemacht wurden, um gegen die mexikanischen Revolutionäre zu kämpfen.
„La Cumparsita“
Wenn man jemandem vorsingen möchte, wie Tango klingt, dann dürfte einem am ehesten die Melodie von „La Cumparsita“ einfallen. Dieser Tango aus dem Jahr 1916 ist der am meisten gespielte und bekannteste überhaupt. Trotzdem kommt er nicht, wie man meinen möchte, aus Argentinien, sondern aus Uruguay. Wenn eine Milonga zu Ende geht, wird er meist als Schlusslied gespielt. Berühmte Versionen gibt es von Tango-Ikone Carlos Gardel (vokal) und als wirklich klassische Instrumental-Aufnahme von Francisco Canaro.
„Lambada“ / „Llorando Se Fue“
1989 ging der Lambada als Tanz und der Song als Sommerhit über den Erdball. Beides diente in gewisser Weise dazu, den Stringtanga dabei als textiltechnisch interessantes Bekleidungsstück bekannt zu machen. Eigentlich hat das Stück eine schöne, schmeichlerische Melodie und der Tanz ist für Partyhengste was zum Eindruck schinden. Bekannt wurde der Song durch die Band Kaoma und weil diese eine brasilianische Sängerin hatten und das Musikvideo dazu in Brasilien gedreht wurde, glaubte jeder, da kommt tatsächlich mal ein Welthit aus Brasilien. Aber weit gefehlt. Kaoma war eine französische Retortenband, deren Kern zwar aus Brasilien stammte, aber eigentlich Touré Kunda hieß. Das Lied ist aber von der bolivianischen Gruppe Los Kjarkas abgekupfert. Die Originalkomponisten, die Gebrüder Hermosa, hatten die zugrunde liegende Komposition „Llorando Se Fue“ rechtlich nicht schützen lassen. Die französischen Produzenten von Kaoma stießen auf das Lied, als sie nach neuen, unverbrauchten Melodien in Lateinamerika Ausschau hielten, gaben es als das ihre aus, obwohl es für Los Kjarkas in Bolivien bereits ein Hit war, und kombinierten es mit dem brasilianischen Lambada-Tanz. Irgendwann kamen die Bolivianer dahinter und mit Hilfe der deutschen GEMA wurden die französischen Produzenten erfolgreich wegen Plagiat verklagt. Dabei ging es auch um die Selbstbedienermentalität der Franzosen. Trotz eines für die Hermosa-Brüder gewinnbringenden Vergleichs setzte der Nervenkrieg den beiden enorm zu. Kaomas Lambada heute in Bolivien zu spielen, gilt als unehrenhaft. 1990 wurde vom Amtsgericht Bocholt festgestellt, dass der sexuell aufreizende Tanz nicht unehrenhaft ist.
„Libertango“
Der argentinische Bandoneonspieler Astor Piazzolla erfand Mitte der fünfziger Jahre den Nuevo Tango, ließ dabei seinen Tango von Jazz und Klassik beeinflussen. „Libertango“ aus dem Jahr 1974 wirkte damals tatsächlich als eine Befreiung des Tangos und ist bis heute ein musikalisches Denkmal. Das Stück lebt von der Spannung eines Riffs, der sich immer mehr zu steigern scheint.
„Livin' La Vida Loca“
Hört man dieses Stück, kommt es einem gar nicht so latinmäßig vor. Es ist Englisch gesungen und die Gitarre hat einen Country-Twäng. Dem Puerto Ricaner Ricky Martin gelang damit aber 1999 eine der am meisten verkauften Singles aller Zeiten und er eroberte als vorher Spanisch singender Latin Pop-Star den englischsprachigen Musikmarkt. Damit legte er die Grundlage, aus dem Latin Genre auszubrechen und international erfolgreich zu werden auch für spätere Stars wie Shakira, die ja aus Kolumbien stammt. 2010 outete sich Martin als homosexuell, was zwar nicht unbedingt „latino-like“ ist, seinem Erfolg aber keinem Abbruch tat.
„Mama Africa“
Der kleine Sänger aus dem brasilianischen Bundesstaat Paraíba hatte 1996 mit „Mama Africa“ einen Riesen-Hit, der schnell zu einem brasilianischen Standard wurde. Der federnde Reggae mit dezenten Sambareggae-Trommeln, einer verzückenden Melodie und der Kunstpause mittendrin ist der perfekte Song zum Mitsummen. So fröhlich das Lied wirkt, handelt es doch von einer Afrobrasilianerin aus Bahia und ihrem schwierigen Alltag zwischen Kindern und Arbeit. César etablierte sich in der Folge auch als gefragter Songwriter anderer Stars wie Daniela Mercury oder Maria Bethania.
„Malambo No. 1“
Meine Fresse, wenn’s latinmäßig richtig abgehen soll, wird bis heute dieser Mambo gespielt. Da ist aber auch alles drin. Kein Wunder, Yma Sumac ist hier am Werk und die fetzt einfach. Dieser männerfressende Vamp hat’s einfach drauf. Unglaublich, wie sie unisono mit den schmetternden Trompeten singt. Dieser Mambo ist zwar am Rande einer Parodie, aber so dynamisch-energetisch, dass er vielleicht das beste Latin-Stück überhaupt ist.
„Mambo No. 5“
Manche Hits gibt’s eben zweimal, auch wenn 50 Jahre dazwischen liegen. Der „Mambo No. 5“ ist ein richtig klassischer Mambo mit Schmackes vom Mambo-König Pérez Prado aus Kuba aus dem Jahr 1949. Ausgerechnet in Deutschland coverte Lou Bega 1999 das Stück als „Mambo No. 5 (A Little Bit Of…)“ geschickt mit Electronica-Sounds und Samples des Originals als Vokalversion. Das Musikvideo dazu zeigt die berühmten Disney-Figuren wie Mickey Mouse und Lou Bega im Outfit von Cab Calloway, der 1932 bereits seinen Song „Minnie The Moocher“ als Zeichentrickfilm verfilmen ließ und 1980 (also 48 Jahre später!) davon eine Disco-Version verfilmen lassen wollte.
„Manhã De Carnaval“
Dieser herzergreifende Song ist das Leitmotiv aus dem brasilianischen Film „Orfeu Negro“ (Black Orpheus) aus dem Jahr 1959, dessen Welterfolg die Bossa Nova-Bewegung schon Ende der fünfziger Jahre erstmals ins internationale Bewusstsein schob. Eine besonders schöne Version nahm Komponist und Gitarrist Luiz Bonfá später mit der Sängerin Elizeth Cardoso auf. Die betörende Melodie geht einem nicht aus dem Kopf und hat viele Musiker inspiriert. Zu empfehlen auch Dalidas Version in Frankreich unter dem Titel „La Chanson d’Orphée“. Ein Lied mit Gänsehaut-Garantie.
„Mas Que Nada“
Wer in den sechziger Jahren aufwuchs, für den ist „Mas Que Nada“ vielleicht das erste brasilianische Stück, dessen man sich bewusst werden konnte. 1966 hatte Sérgio Mendes einen internationalen Hit damit. Dabei ist der Song gar nicht von ihm, sondern 1963 von Jorge Ben komponiert, der in Brasilien wesentlich bekannter ist. Dessen Version klingt vergleichsweise jazzig. Aber Mendes schaffte es, über Jahrzehnte „Mas Que Nada“ immer wieder zurück in die Charts oder zumindest von Neuem bekannt zu machen. Schon 1966 hatte er seine erste Version mit dem Tamba Trio und einem Chor im Stil der MPB 4. Mit den Black Eyed Peas machte er den Klassiker vor allem 2006 mit Rapeinlagen erneut zum Hit, 2011 wieder in einer Version erfolgreich für den Animationsfilm „Rio“ und auch 1989 hatte er ihn schon mal neu aufgenommen. Das Stück ist einfach nicht totzukriegen. Kein Wunder, der tolle Chor, ein souliges Klavier, ein bisschen Fingerschnippen und dieses „Ooooh, ariyaa ayoooh“. Ein zeitloses Stück und wer weiß, wie oft Sérgio Mendes das noch mal neu arrangieren wird. Aber die virtuose Vokaljazz-Version von Al Jarreau oder die sehr tanzbare von Salomé de Bahia sind auch unbedingt empfehlenswert.
„No Woman, No Cry“
Ob Reggae für sich steht oder Teil der Latin Music ist, da gibt es unterschiedliche Meinungen. Aber ihn außen vor zu lassen, wäre unangemessen. Insofern soll sein größter Interpret, Bob Marley, hier nicht fehlen. Immer wieder fällt auf, welch genialer Komponist Bob Marley war. Bis heute sind aber auch seine Balladen unerreicht und „No Woman, No Cry“ aus dem Jahr 1975 ist mit seine beste. Sie hat gar etwas Hymnisches. Der Titel ist übrigens kreolisches Englisch und bedeutet „Nein, Frau, weine doch nicht“. Er war denn auch ein Trostlied für eine Frau, die Marley nach einem Ehestreit weinen gehört hatte.
„Oye Como Va“
Gleich zweimal war dieser Song ein großer Hit, 1963 für Komponist Tito Puente und 1970 für Carlos Santana, der damit einen weiteren Meilenstein für die Integration von Latin Music und Rock Musik schuf. Ein Stück, das man nach Sekunden erkennt und unvergessen ist der Orgel-Riff. Puentes Version klingt etwas leichter und wird von den Bläsern getragen. Als Inspiration für den Song diente das 1937 geschriebene Lied „Chanchullo“ des kubanischen Bassisten Cachao López (u. a. Buena Vista Social Club).
„País Tropical“
Dies ist einer der Vorzeigetitel von Jorge Ben Jor aus der Zeit, als er sich noch Jorge Ben nannte. „País Tropical“ hat ein bisschen was von Soul, Samba und Calypso, klingt im Original aber auch fast wie ein Twist. 1969 nahm es der Brasilianer mit dem heute noch erfolgreich existierenden Trio Mocotó auf. Später hat Ben das Stück immer wieder neu eingespielt. Insbesondere zusammen mit den Stücken „Taj Mahal“ und „Filho Maravilha“ als Medley hat es dabei noch mal enorm an Power gewonnen.
„Quizás, Quizás, Quizás“
„Vielleicht, vielleicht, vielleicht.“, Tja, Damen sind manchmal so, Herren aber auch. Insbesondere, wenn es ums Liebeswerben geht. Der Kubaner Osvaldo Farrés schrieb diesen Klassiker und 1947 wurde es ein Hit für Bobby Capó. Nat King Coles Fassung von 1958 wurde 2014 noch mal von seiner Tochter Natalie Cole gesungen. Aber auch sehr bekannt ist die englische Version „Perhaps, Perhaps, Perhaps“ mit der charmanten Doris Day. Richtig vampmäßig interpretiert hat den Song aber die Spanierin Sara Montiel. Besser geht’s kaum. Sie flüstert, haucht, dann kommen schmierige Violinen und so langsam die Perkussion, schließlich bricht Montiel voluminös los. Vorsicht, meint man da. Frauen, die so singen, beißen auch.
„Soul Bossa Nova“
1998, bei der Fußball-Weltmeisterschaft (und auch bei späteren Cups) war dieser Song ständig zu hören. Der bereits 1962 vom amerikanischen Jazzer Quincy Jones komponierte Titel ist zwar nur bedingt ein Latin-Stück, doch machte er die Cuíca weltbekannt. Diese Reibetrommel hat einen Stab in der Membran, an dem mit einem nassen Lappen gerieben wird, während mit der anderen Hand auf das Fell gedrückt wird. Das Ergebnis ist ein „quiekender“ Ton, der teilweise wie ein Schluckauf klingt. Am Anfang des „Soul Bossa Nova“ wechseln sich tief kratzende Posaunen mit der Cuica ab, dann blasen die Flöten eine fröhliche Melodie, immer wieder beantwortet durch die Bläser, dazu ein swingender Latin Beat. Manchmal steigert es sich dynamisch, um dann wieder von vorne anzufangen. Unverwüstliches und recht lustiges Stück.
„Soy Loco Por Ti América“
„Ich bin verrückt nach dir, Amerika“ – Diese Liebeserklärung an Lateinamerika schrieb Gilberto Gil (zusammen mit Torquato Neto und José Carlos Capinan) 1967 für seinen Kollegen Caetano Veloso. Es ist eines der repräsentativsten Lieder des Trópicalismo und der Text ist in Spanisch und Portugiesisch wie auch in der Mischsprache Portuñol verfasst. Eine tolle Fassung davon bringt Veloso auf seinem Album „Fina Estampa Ao Vivo“.
„Tico, Tico No Fubá“
Unter allen Latin-Klassikern ist „Tico Tico No Fubá“ der mit dem atemberaubendsten Tempo. Bestes Beispiel ist die Version der Hammondorgel-Spielerin Ethel Smith aus dem Jahr 1944, bei der einem schwindelig wird. Der quirlige brasilianische Choro wurde schon 1917 von Zequinha de Abreu komponiert und handelt von einem Spatzen, der im Mehl vor lauter Fresssucht wohl zur Raserei tendiert. Carmen Miranda machte ihn 1947 in ihrem Film „Copacabana“ weltbekannt, viele Orchester wie Ray Conniff nahmen ihn dann in ihr Repertoire auf.
„Toda Menina Baiana“
Diese Hymne an die schönen Mädchen Bahias von 1979 stammt aus Gilberto Gils disco-orientierten Album „Realce“ und ist eine Mischung aus dem Bahia-Samba und Disco. Bis heute ist es eines der erfolgreichsten Titel Gils, der am ehesten Hit-Charakter hat.
„Volver“
Carlos Gardel machte „Volver“ (Zurückkehren) zu einem der Tango-Klassiker und Alfredo Le Pera komponierte ihn 1934. Immer wieder taucht das Stück auf, so in Pedro Almodovars gleichnamigem Film, wo ihn Estrella Morente in einer Flamenco-Fassung singt, während Penélope Cruz ihre Lippen dazu synchron bewegt.
„Volver Volver“
Der Herzschmerz-Knaller schlechthin. Zunächst klingt das Stück recht normal, dann zum Titel hin, gibt’s eine Kunstpause und dann explodieren die Gefühle: „Y volveeeer volveeeer– volveeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeer.“ Alles klar? Der mexikanische Ranchero-König Vicente Fernandez schluchzt das schon halb und wir brechen vor Mitgefühl zusammen. Nicht zu toppen.
Hi,
Könnt ihr mir traditionelle Samba Lieder empfehlen?
Liebe Grüße
Die Seite finde ich gut. Vielleicht kann mir jemand helfen; ich war 1959 – 1964 in Chile,Argentinien und Brasilien. Ich suche 2 Musikstücke mit Gesang: 1 in spanischer Sprache evtl war es ein Argentinischer Tango „Corrientes Once;
das war ein Musikstück; in dem Telefon Nr. Darin genannt wurden.
Das 2.te war ein Brasilianer Samba mit Gesang ,ca.1962,
Copacabana…
Ich würde mich über eine positive Anwort freuen.
Das ist eine super Zusammenstellung. Aber auf dem ersten Blick: Müsste La Paloma nicht auch auf dieser Liste erscheinen?
Was ist das für eine mehr als mangelhafte Liste, auf der „aguas de março“ fehlt ! Einzigartig in der Version von Tom Jobim mit Elis Regina.