Am Ende des Jahres ist es Zeit, mal zurückzublicken, was es in der Flut von Neuveröffentlichungen an Tendenzen gab und was positiv auffiel.
Am ehesten sticht ins Auge, dass der Roots Reggae zurück ist. Eine der bislang überzeugendsten Bands des Revivals ist Groundation mit „A Miracle“. Die Band kommt aus den USA. In Jamaica selbst tut man sich eher schwer mit dem Erbe. Da klingt Reggae immer noch stark nach Hip Hop oder neuerdings eher noch nach Pop und R’n’B.
Cumbia, Tropical und Mestizo gab’s 2015 bis zum Abwinken, Latin-Crossover mal anders und richtig gut gab es dagegen von Rivière Noire mit „Rivière Noire“. Sphärische Musik irgendwo zwischen Brasilien, Guadeloupe, Frankreich und Mali.
Wenn jemand 2015 verblüfft hat, dann ist es Chassol, der Keyboarder aus Martinique. Auf „Big Sun“ spielt er außergewöhnliche Improvisationen zu O-Ton-Loops aus Dokumentarfilm-Clips aus seiner Heimat. Folk goes Avantgarde. Faszinierend, besonders live.
Auch faszinierend: Hamilton de Holanda auf „Bandolim“. Der Meister der Bandolim, virtuos, stilistisch grenzenlos und unerreicht.
Ansonsten brach in Brasilien eine neue Welle von sanften Singer/ Songwritern aus. Beispiel: Amabis mit „Trabalhos Carnivoros“.
Nicht neu, aber perfekt: Mariachi Los Camperos De Nati Cano mit „Tradición, Arte Y Pasión“. Mariachi-Musik wie sie sein sollte.
In Kuba gab es noch eine weitere interessante Rückbesinnung: Eliel Lazo & The Cuban Funk Machine mit seinem gleichnamigem Album, das jene Phase aufarbeitet, als Jazzrock in Kubas Musik zündete.
Alex Cuba klingt auf „Healer“ nicht ganz so kubanisch, wie der Name vermuten lässt, ist aber in Sachen Latin Pop erste Wahl. Geht gut ins Ohr, zeitgemäß und hat seine Qualitäten.
Auch nicht neu, aber auch perfekt: Candido – „The Master“. Ein beeindruckendes Alterswerk des legendären Latin Jazz-Congaspielers.
Und schließlich in Sachen Tango sei mal ein Blick dorthin gewagt, wo der Tango seine Spuren hinterlassen hat bzw. subtil durchscheint. Mehr dazu auf der Kompilation „Sulle Rive Del Tango“.
Die Goldene Epoche der populaeren Musik Lateinamerikas war zwischen 1925 und 1985. Heute kommt die neue philharmonische Musik von Lateinamerika nach Europa: „Danzon No.2.“ von Arturo Marquez, „Huapango“ von Juan Pablo Moncayo, „Brazilian Fanfare“ von Clarice Assad. „Tercero Movimento“ von Bienvenido Bustamante. „Adios Nonino“ von Astor Piazzolla . „Cana Brava“ von Antonio Abreu“ .
H.J. – Sie sollten auch die Musik von Cap Verde und lusophonen Nationen (Latein-Afrika) beachten. Besondes „musica cabo verde“ hat ein Elitepublikum in Frankreich, Italien, Portugal, und auch USA . Gerade jetzt war die jaehrliche Musikfachmesse in Cabo Verde bei welcher die internationalen Eliteproduzenten die Kontrakte anbieten. „Tito Paris“ und „Tefilo Chantre“ ist jetzt die international bekanntesten. (Aber das bezieht sich nicht auf die neuen amerikanisierte „pop“genres“ … wie Kizomba usw sondern auch die originale Musik un die Traditionsmusik von Cabo Verde)..)
Berichtigung: „sondern AUF die originale Musik…“ (nicht ‚auch‘): Also nur auf die oririnale Musikformen und die Traditionsmusik von Cabo Verde konzentrieren. Und den „pop‘, und Kizomba usw. nicht beachten.