Sie streiten sich seit knapp einem Jahrhundert. Peruaner und Chilenen sind sich uneinig, woher er kommt. Wir schaffen Aufklärung.
Jeder Tourist, der bisher in eines dieser beiden Länder gereist und dem Genuss alkoholischer Getränke nicht abgeneigt ist, ist ihm wohl schon über den Weg gelaufen: dem Pisco Sour, einem Cocktail, der aus dem Weinbrand Pisco, frischem Limettensaft, Zuckersirup und Eiklar besteht. Über die Zutaten des Pisco Sours ist man sich absolut im Klaren, jedoch streiten sich seit dem ersten Auftauchen dieses Cocktails in den Zwanziger Jahren die beiden Länder Chile und Peru um das Prestige der Erfindung dieses – wie sie beide proklamieren – Nationalgetränks.
Die Peruaner argumentieren beispielsweise damit, dass es eine Stadt mit dem Namen Pisco an der Panamericana gibt, die dem Getränk seinen Namen gegeben haben soll, was wohl auch der Wahrheit entspricht. Die Herstellung des Destillats war dort aber niemals angesiedelt, man hat lediglich seit der ersten Herstellung vor 400 Jahren sämtliche Pisco-Güter von dieser Hafenstadt aus nach Europa verschifft.
Die Chilenen hingegen behaupten den meisten Pisco zu destillieren, nämlich ein Vielfaches mehr als die nördlichen Nachbarn. Allerdings ist diese Argumentation auch sehr beliebig gewählt und alles andere als fundiert. Die Chilenen besitzen einfach mehr passende Anbaufläche, weswegen ihnen diese riesige Menge an Erzeugnissen möglich ist.
Sie streiten sich also vor allem über die erstmalige Herstellung des Weinbrands an sich. Doch um herauszufinden, wer den daraus gemixten Cocktail das erste Mal ausgeschenkt hat, muss man nicht allzu weit in die Vergangenheit gehen und sich nicht nur die mündlichen Quellen anhören, sondern vor allem auch schriftliche Hinweise ansehen. Und da wurde in einem Reiseführer über die peruanische Hauptstadt Lima auf einer Anzeige für eine Bar im Jahre 1928 das erste Mal der Cocktail Pisco Sour namentlich erwähnt, was wohl einen erheblichen Diskussionsvorteil für das Land der Inka mit sich bringt.
Also kann man nur sagen, “Lo siento Chile”, aber Peru hat wohl gewonnen. Der Pisco Sour kommt wohl oder übel von dort. Aber das heißt ja noch lange nicht, dass sie auch den speziellen Weinbrand an sich auch als erste destilliert haben, oder? Hier könnte man also weiter forschen und eine zweite Diskussionsrunde eröffnen.