Patagonien ist ungefähr zweimal so groß wie Deutschland und hat wie die Alpen hierzulande einen großen Teil eines ebenso beeindruckenden Hochgebirges zu bieten: Die Anden.
Betritt man zum ersten Mal patagonisches Land im südlichen Lateinamerika, so kommt man sich vor wie der einzige Mensch auf unserem Planeten. Etwa zwei Einwohner leben hier auf einem Quadratkilometer, es ist eine der verlassendsten Gegenden der Welt. Leben kann man in dem südlichen Teil Argentiniens und Chiles von nicht sehr viel: Viehzucht, Tourismus und Erdölförderung. Erleben kann man dafür umso mehr: Gletscher begehen, wandern und bergsteigen, Steaks essen in El Chaltén oder El Calafate und die leblosesten aber nie langweiligen Landschaften erkunden.
Bergsteigen und Klettern
Vor den Besuchern des Nationalparks Los Glaciares erstrecken sich kilometerweit präparierte Wanderwege, an deren Enden man mit den schönsten Aussichten seines Lebens belohnt wird. Die Berge in dieser Gegend bieten die besten Voraussetzungen für die schönsten Fotomotive. Am bekanntesten sind am nördlichen Ende des Parks die beiden Dreitausender Cerro Fitz Roy und Cerro Torre an der Grenze zum Nachbarland Chile. Hier kann man beispielsweise zur grünen Laguna Torre wandern. Auf dem Weg dorthin durchschreitet man steinige und steilere Pfade, abgeholzte Ebenen, deren Bäume den Bibern zum Opfer gefallen sind, grüne Buchenwälder und viele weitere kleine Lagunen, weswegen es nie langweilig wird. Ein weiteres Highlight ist die Erklimmung des Weges zur Laguna de los Tres, von wo aus man gigantische Ausblicke auf die beiden markanten Gipfel bekommt.
Für erfahrene Kletterer ist es auch möglich, den beeindruckenden felsenartigen Gipfel des Cerro Fitz Roy oder den turmähnlichen Gipfel des Cerro Torre zu besteigen, jedoch kann es da schon mal vorkommen, das man mehrere Wochen auf seine Chance, die bestes Wetter voraussetzt, warten und viel Geduld zeigen muss.
Weitere spannende Routen mit Top-Aussichten findet man auch am Lago Roca, wo man den Gipfel des Cerro Cristal in ein paar Stunden besteigen kann, die langwierige und oft sehr windige und anstrengende Wanderung zur Laguna Toro und die Erklimmung des Berges Loma del Pliegue Tumbado.
Gletscher und Eis
Weitere Highlights des Nationalparks sind die zahlreichen Gletscher im Südteil, nach denen der gesamte Park auch benannt wurde. In dieser Region liegt das neben dem des Himalayas größte zusammenhängende Eisfeld der Erde (wenn man Nordpol und Südpol nicht mitzählt). Der meistbesuchte seiner Art ist der Glaciar Perito Moreno, der nach dem gleichnamigen patagonischen Geografen benannt wurde. Die Lage am Lago Argentino, den der Gletscher durch seine Zunge in einem Abstand von mehreren Jahren teilt und somit den Südteil des See aufstaut, macht ihn zu einem einzigartigen Naturerlebnis. Wer bei dem Schauspiel dabei sein konnte oder es zumindest zum Beispiel in dem sehr gut ausgestatteten und sehenswerten Eis-Museum „Glaciarium“ in El Calafate angesehen hat, weiß, warum die Touristen hier in Scharen aufkreuzen, obwohl der Nationalpark sehr abgelegen und schlecht zu erreichen ist.
Entspannen und genießen
Nach einer Tour auf einen der zahlreichen Berge in der Umgebung oder einem Tagesausflug zu einem der Gletscher kommt man meist sehr erschöpft in eines der Dörfer zurück (El Calafate im unteren Parkteil südlich vom Lago Argentino oder El Chaltén nördlich des Lago Viedma), um dort dann eine Stärkung der ein oder anderen Art zu erleben. Am besten man probiert eines der traditionellen Gerichte, die man hier in den vielen leckeren Restaurants finden kann. Zu benennen wären hier zu allererst natürlich das typisch argentinische Rindfleisch-Steak, das wohl nirgends auf der Welt besser schmeckt und zudem noch vergleichsweise günstig ist. Zwei weitere einheimische Gerichte sind Varianten von Lammfleisch, das genauso wie das Rind hier gezüchtet wird, und die Süßwasserforelle, die man in vielen Seen und Flüssen der Region findet. Dazu wird ein schmackhafter argentinischer Rotwein aus den nordargentinischen Anbaugebieten um Mendoza gereicht. Wenn man es etwas bodenständiger möchte, sollte man eines der vielen selbstgebrauten Biere „Cerveza Artesanal“ probieren.