„Der Sommer mit Mamã“ ist ein Film aus Brasilien, der auf der Berlinale und auf dem Sundance Film Festival lief und Publikumspreise bekam – kann also nur sehenswert sein!
Handlung von „Der Sommer Mit Mamã“
Val (Regina Casé) arbeitet seit mehr als 13 Jahren im Haushalt einer wohlhabenden Familien in einem schicken Stadtteil von São Paulo. Man suggeriert ihr, sie gehöre schon längst zur Familie, für den 17-jährigen Fabinho ist sie beispielsweise so etwas wie eine zweite Mutter. Doch sie ordnet sich stets unter und würde sich nie erlauben, am Tisch mit der Familie zu essen, sondern wahrt immer die nötige Distanz, zumindest was standesgemäße Regeln betrifft.
Eines Tages kommt ihre Tochter Jéssica (Camila Márdila) zu Besuch, die Val als Kind bei einer Freundin zur Pflege untergebracht hat, um in der großen Stadt Geld für eine bessere Erziehung zu verdienen. Dadurch wurden sie sich fremd, das fehlende Mutter-Tochter-Verhältnis birgt viele unterdrückte Vorwürfe. Während Jéssica für die Aufnahmeprüfung zum Architekturstudium an einer renommierten Universität in Brasiliens größter Metropole lernt und sich ebenfalls bei der Familie einquartiert, nähern sich die beiden auf ihre eigenwillige Art und Weise an und versuchen die Probleme der Vergangenheit zu klären. Doch dabei vergisst Jéssica oft die unterwürfige Rolle, die sie eigentlich als Tochter der Haushälterin spielen müsste, sondern wirbelt das Leben der reichen Familie ebenfalls gehörig durcheinander.
Kurzkritik
In ihrer satirischen Sozialstudie (Originaltitel: „Que Horas Ela Volta?“) zeigt Regisseurin Anna Muylaert die gesellschaftliche Struktur in den reichen Schichten Brasiliens sehr gut auf: auf der einen Seite die elitäre Familie, die sich alles leisten kann und gar nicht mehr richtig arbeiten oder lernen muss, sondern sich mit Kunst und Kultur (Eltern) sowie Kiffen (Sohn) die Zeit vertreiben, auf der anderen Seite die hart arbeitende Haushälterin, die trotz oft gemeiner Behandlung alles für die Familie tun würde. Trotzdem werden die Missverhältnisse nicht überspitzt dargestellt, sondern fließen immer wieder subtil in die Alltagsszenen ein, sodass ein reelles Bild der Situation gezeichnet wird.
Regina Casé geht in der tragenden Rolle der Val besonders gut auf. Der Film erstrahlt hauptsächlich wegen ihrer amüsanten Art, das tägliche Leben zu meistern – sie verliert nie den Mut und versucht durch ihre Freudenausbrüche viel Positives in ihr Leben und das ihrer Mitmenschen zu bringen. Camila Márdila dagegen spielt durch ihre progressive Art den Gegenpart von Val und weicht durch ihre leichte Arroganz, ihre charmante Unwissenheit und ihren Unmut über die Situation ihrer Mutter als unterwürfiges Dienstmädchen die Grenzen zwischen Reich und Arm auf.
Der Film ist im Endeffekt eine satirische Annäherung an die ernste Situation in Brasiliens Großstädten, in denen die Schere aus Arm und Reich immer weiter auseinander geht. Anna Muylaert schafft es, die Zuschauer beim Verlassen des Kinos hoffen zu lassen, dass die neue Generation durch ihre forsche Art die eingefahrenen Verhältnisse wegradieren können und Brasiliens Gesellschaft auf den Stand einer Zukunft auf Augenhöhe bringt, in der man mehr zusammen und weniger gegeneinander agiert.