Die schnee- und eisbedeckte Gebirgskette in Perus Zentrum gilt als eines der schönsten Gebirge der Welt und beherbergt einige der höchsten Berge ganz Amerikas.
Für den anspruchsvollen Bergsteiger ist dieses 180 Kilometer lange Gebirge ein einziges Paradies. Im Gegensatz zu den Alpen, Appalachen oder Rocky Mountains sind die Anden (vor allem in diesem Teil) kaum bewohnt, die Natur konnte sich ohne Einfluss von außen entwickeln und erhalten. Das Einwirken der Menschheit ist hier lediglich im Rückgang der vielen Gletscher spürbar. Seit etwa 30 Jahren ist ein Rückzug der Eisschicht und Schneebedeckung um bis zu 15 Prozent erkennbar, was natürlich den Schluss zulässt, die Weiße Kordillere müsste aufgrund der Farbänderung irgendwann ihren Namen ins Gegenteil verkehren. Die Cordillera Negra (Schwarze Kordillere) gibt es allerdings schon, nämlich parallel zwischen der weißen Schwester und der peruanischen Küste.
Der Großteil der Gebirgskette gehört heutzutage zum Nationalpark Huascarán (der gleichzeitige Name des höchsten Berges Perus und der Kordillere) und wird dadurch nochmal extra geschützt und erhalten. Der ebenfalls sehr hohe Gipfel Alpamayo wurde schon mehrmals als schönster Berg der Welt bezeichnet, da sein reines Weiß und seine grazile, spitz zulaufende Form kaum Mängel aufweist.
Da das Gebirge in der tropischen Region liegt (es wird auch Cordillera Tropical genannt), beginnt die Schneebedeckung erst in geraumer Höhe, wodurch die schön geformten Berghänge sehr gut erwandert werden können und atemberaubende Aussichten bieten. Die Pflege der Pfade durch das Park-Team und deren vorsichtige Benutzung der Besucher machen den Huascarán-Nationalpark zu einem echten Wander-Paradies, das zwar durch einige steile Passagen und die oft eintretende Höhenkrankheit Soroche des Öfteren auch für den Bergsteiger gefährlich werden könnte, aber vor allen Dingen tiefe Eindrücke in den Gedächtnissen hinterlässt.
Neben den weißen Bergen begeistern vor allem die türkisen Gletscher-Lagunen (zum Beispiel die Gebirgsseen Parón, Ancash, Llanganuco oder Churup), deren Anblick innerhalb gelbgrüner Graslandschaften und eingebettet in unzählige Schieferplatten wie unwirkliche Gemälde wirken, da man sich nicht vorstellen kann, dass diese Farbenpracht tatsächlich existiert. Inmitten dieser bunten Landschaft entdeckt man auch immer wieder Tiere, die auf der restlichen Welt an anderen Stellen kaum zu finden sind. So sind hier beispielsweise der seltene Kondor und die nur in Südamerika vorkommenden Vikunjas (spanisch Vicuñas) beheimatet.
Zu erreichen ist die für ein Hochgebirge sehr zugängliche Cordillera über die auf etwa 3.000 Höhenmeter gelegene Stadt Huaraz (etwa sieben Busstunden von Lima entfernt), von wo aus man alle Trekkingtouren organisieren und starten kann. Für den geübten Kletterer als auch für den Wander-Anfänger ist von mehrwöchigene Schlechtwetter-Anstiegen bis hin zu sonnigen Eintages-Ausflügen alles vorhanden; nur der Bewegungsmuffel kommt in dieser peruanischen Andenregion nicht besonders auf seine Kosten. Am beliebtesten ist der Santa-Cruz-Trek, der die schönsten Ausblicke und Routen auf drei Tage konzentriert.