Die Insel Ometepe im Nicaragua-See verdankt ihren Namen den zwei Vulkanen Concepción und Maderas (Ome = zwei, tepetl = Berg, Hügel), die auch die Hauptattraktionen darstellen. Dennoch gibt es einiges mehr zu entdecken.
Eine Wanderung durch mehrere Vegetationszonen
Anfangs geht es bei heißen Temperaturen durch den Trockenwald, gemäßigt wird es nach ein paar hundert Höhenmetern ansteigend durch den Feuchtwald und neblig-nass ist auf dem Kraterrand mitten im mittelamerikanischen Nebelwald: Das ist die Wanderweg zum Kratersee des Vulkans Maderas, einer der beiden Schwesterberge von Ometepe, die wiederum eine Insel in einem See ist – dem Nicaragua-See, dem größten See von Nicaragua, einem Land zwischen zwei Ozeanen. So viel Wasser, wenn man es sich so vorstellt. Und auch beim Wandern läuft einem das Wasser anfangs nur so herunter, auf dem Gipfel jedoch ist man froh, wenn man ein bisschen was zum Anziehen mit nach oben geschleppt hat, denn dort kann es wieder ganz schön kalt werden. Dann geht es wieder ein Stück runter zum Katersee, der oftmals im Nebel liegt. Wenn das der Fall ist, umgibt ihn eine sonderbare Mystik, die die dem Nebelwald zuzuordnenden, komisch wachsenden Bäume noch unterstützen und man sich auch wegen des bizarren Klimas wieder auf die Umkehr freut. Nach ein paar Stunden Abstieg erreicht man dann wieder Bananen- und Kaffeeplantagen, die von den dortigen Fincas bestellt werden.
Chillen und Relaxen auf einer der vielen Fincas
Da auf der Insel alles etwas grüner ist als auf dem Festland, gedeihen hier die typischen Früchte, die in Nicaragua angebaut werden, noch besser. Hier wachsen Bananen, Kaffeebohnen, Reis, Baumwolle, Tabak und Mais. Zudem wird Viehzucht betrieben, sodass sich die Fincas der Insel eigentlich so gut wie autark versorgen können. Die Insel ist dementsprechend der perfekte Platz, um ein Land, so wie es ist, genießen, und die Leute, so wie sie sind, kennenlernen zu können. Für Backpacker also ein wahres Paradies. Wer abends trotzdem mal ein kühles Bier trinken möchte, sollte sich jedoch keine Sorgen machen – das nämlich importieren die dort ansässigen Nicaraguaner sehr gerne für die trotzdem grundsätzlich nicht sehr anspruchsvollen Finca-Besucher. Denn die müssen oft auf einfachen Bastliegen schlafen, eine aufwändige und manchmal unbequeme Anreise in Kauf nehmen und die Langeweile ertragen. Langeweile? Nur für die Leute, die sich nicht mit sich selbst beschäftigen, die Natur genießen, ein Buch lesen oder sich mit anderen Reisenden oder Einheimischen unterhalten können oder wollen.
Die mythische Entstehungsgeschichte der Insel und des Sees
Ähnlich wie bei Romeo und Julia verliebten sich der angesehene Nagrando und die Häuptlingstochter eines Nachbarstammes namens Ometepl ineinander. Dies wurde natürlich nicht gebilligt, weswegen die beiden ihrer Liebe wegen in ein verborgenes Tal fliehen mussten. Da sie aber von ihren Stämmen verfolgt wurden, entschlossen sie sich umzubringen, um im Tod ewig zusammen zu bleiben, und schnitten sich die Pulsadern auf. Das Blut der beiden Liebenden füllte das Tal ihres Versteckes und bildete den Nicaragua-See. Das einzige, was heute noch von den Überresten Ometepls zu sehen ist, sind ihre Brüste (Isla de Ometepe mit den beiden Vulkanen). Das letzte Überbleibsel Nagrandos soll die heutige Nachbarinsel Zapatera sein.
Weitere Beschäftigungen und Sehenswürdigkeiten auf der Insel
Die Flora und Fauna auf Ometepe sind sehr artenreich, sodass Vogelbeobachtungen und Sichtungen diverser Wassertiere möglich sind. Baden ist nicht unbedingt zu empfehlen, da der Lago de Nicaragua, wie er in der Landessprache heißt, nicht besonders sauber ist. Im Ojo del Agua, einer natürlichen Quelle klaren Trinkwassers, lässt es sich jedoch für kleines Eintrittsgeld baden, wer darauf auf einer Insel grundsätzlich nicht verzichten möchte.