Im Lateinamerika-Magazin werden regelmäßig Klassiker-Alben aus der lateinamerikanischen Musikszene vorgestellt. Heute: Dino Saluzzi mit seinem Album „Andina“.
Dino Saluzzi – „Andina“
ECM, NRW / 1988, (2007)
Argentinien / Tango Nuevo
Da steht einer an einem Bootssteg vor einem aufgewühlten Meer mit düsteren Wolken am Horizont. Ein typisches ECM-Coverfoto, aber es trifft diese Musik. Ähnlich wie die Betrachtung des Meeres etwas Kontemplatives hat, das Meer aber auch tosen und erregen kann, so ist diese Musik. Dino Saluzzis Bandoneon, sonst nichts. Das hat etwas von einem Orgelkonzert in der Kirche und gleichzeitig ist es damit eine Abstraktion der Sinnlichkeit des Tangos sowie eine Emanzipation des Bandoneons zu einem Instrument, das sich hier frei von stilistischen Gesetzen der Improvisation hingibt. Das Sakrale dieser Musik ist typisch für die Melancholie des ECM-Sound-Designs dieser Jahre (1988), aber es birgt auch immer wieder aufhellende rhythmische Momente. Saluzzi zeigt hier eine Variante des Tango Nuevo in kompromissloser Ausprägung, die die Intensität und Versunkenheit des Bandoneonspielers im Tango voll auslotet und einen großartigen atmosphärischen Moment argentinischer Musik einfängt.