An dieser Stelle werden regelmäßig Klassiker aus der lateinamerikanischen Musikszene vorgestellt. Heute: Vicente Fernandez mit seinem Album „El Charro Mexicano“.
(Foto: „Vicente Fernandez ::: Pepsi Center ::: 06.11.11“, Julio Enriquez / CC BY-SA 2.0, bearbeitet)
Vicente Fernandez – „El Charro Mexicano“
Sony / 1991
Mexiko / Ranchera, Bolero, Mariachi
Was ein Bild von einem Mann! Vicente Fernandez, Oberlippenbärtchen und Sombrero als Pflichtausstattung. „El Charro Mexicano“ – „Der mexikanische Cowboy“ in voller Montur. Er ist der mexikanische Ranchero-Sänger überhaupt. 35 Jahre Karriere, 30 Filme, 50 Alben. Und hier gibt er voll Gas mit vollem Orchester und mit Pauken und Trompeten. Viele Stücke haben oft einen donnernd- jubilierenden Anfang, wie wenn in pathetischen Westernfilmen die Reiter ins Bild preschen. Und wenn er singt, da wackelt das Zäpfchen und da rollt auch ein Tröpfchen Träne, so sehr strengt er sich an, in jedem Stück an seine Leistungsgrenze zu gehen. Seine melodramatische Stimme ist einzigartig. Er presst immer noch ein bisschen Luft nach und hat ein unschlagbares Vibrato. Zwischen fast gehaucht und Kanonendonner ist diese Stimme, sein Mund könnte ein ganzes Stadion verschlucken. Dazu manchmal ein süßlicher Männerchor im Hintergrund. Und diese Urgewalt wirkt manchmal wie eine Parodie seiner selbst. Wer diese Musik nicht gewöhnt ist, mag es kaum fassen, was da passiert und lacht sich vielleicht auch mal einen ab über diese emotionale Wucht, dieses Operettenhafte. Aber nein, das ist große Kunst, das ist der Stolz Mexikos. Ach. Man muss es einfach mal gehört haben.