Ein brasilianischer Meister an der Gitarre: Yamandú Costa zeigt auf seinem Album „Mafuá“, was er alles drauf hat.
Yamandú Costa – „Mafuá“
Acoustic Music Records, Rough Trade / 2008
Brasilien / Gitarrenmusik
Eigentlich würde es bei dem brasilianischen Wundergitarristen Yamandú Costa reichen zu sagen: Er ist eine Wucht und der würdige Nachfolger von Baden Powell – Basta! Sein Album „Mafuá“ erreicht lässig die Wirkung seines legendären Vorbildes. Hört man Costa zu, entsteht nach wenigen Minuten die Frage: Wie ist das eigentlich noch spielbar? Hier arbeitet ein Jahrhunderttalent. Sein mitreißender Anschlag auf einer siebten Basssaite treibt die Dynamik vieler Stücke ungeheuer voran. Er spielt aber nicht nur dramatisch wie ein Bassist, sondern auch lyrisch wie ein Flötist und perkussiv wie ein Schlagzeuger. Er ist eigentlich ein Ein-Mann-Orchester. In Dynamik und Tempo reizt er aus, was menschenmöglich ist. Schon in dem Choro-Dokumentar-Film „Brasileirinho“ fiel er sofort als unglaubliches Talent auf, als ein Feuerwerk des Gitarrenspiels. Manchmal stoppt er mitten im schnellen Lauf ab, macht sofort weiter, baut kleinste Ideen ein wie kurze Vibrati und Glissandi, wo andere einfach nur umgreifen würden. Er bekommt einen Wechsel von hohen und tiefen Tönen in ungewohnter Rasanz hin. Costas Musik ist vom Süden Brasiliens, der Musik der Gauchos, beeinflusst. Er stammt aus dem Bundesstaat Rio Grande do Sul. Sein Repertoire beinhaltet entsprechend brasilianische wie argentinische Musikstile wie Choro, Milonga, Tango, Samba oder Chamamé. Unter den Fittichen von Deutschlands Ober-Produzent für akustische Gitarrenmusik Peter Finger konnte Costa auf seiner ersten reinen Solo-Platte sein Talent voll ausfahren. Sein Spiel ist wie die Bewegung des Meeres: Die Wellen kommen heran, flauen wieder ab, dann gluckst oder rauscht es und bricht mit tosender Gewalt in vollem Klang heran. Auch in der Improvisationswelt von Johann Sebastian Bach sprüht er vor Kreativität, vermeidet vor allem die Gleichmäßigkeit. Und sein Mitpfeifen beim Spiel zeigt, er will zum Glück nie zu den ernsthaften akademischen Genies gezählt werden. So geschmeidig wie seine Finger am Griffbrett wirbeln, könnte man meinen, er habe die Finger vorher in Öl gebadet. Im letzten Stück zeigt er allen Nacheiferern, wo der Hammer hängt. In einer Minute und 44 Sekunden zieht er alle Register seines Könnens. „Schwitz! Keuch!“ würde man im Comic sagen.