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Alben

Klassiker: Baden Powell – „Tristeza“ / „Poema“ / „Canto“ / „Images On Guitar“

Baden Powell – „Tristeza“ / „Poema“ / „Canto“ / „Images On Guitar“

Vier Alben des 2002 verstorbenen Gitarristen Baden Powell wurden 2014 auf einer Doppel-CD wiederveröffentlicht.

Baden Powell – „Tristeza“ / „Poema“ / „Canto“ / „Images On Guitar“Baden Powell – „Tristeza“ / „Poema“ / „Canto“ / „Images On Guitar“

MPS, Universal / 1966-71
Brasilien / Gitarrenmusik

Gitarrenmäßig war Baden Powell eine der größten Legenden. Inzwischen sind seine vier von Joachim Ernst Behrendt zwischen 1966 und 1971 auf MPS produzierten Alben „Tristeza“ / „Poema“ / „Canto“ / „Images On Guitar“ auf einer Doppel-CD wiederveröffentlicht worden. Sie zeigen Baden Powell auf dem Höhepunkt seines Könnens, bevor in den 70ern der Alkohol immer mehr von ihm Besitz ergriff. Powell war der erste schwarze Musiker innerhalb der Bossa Nova-Szene und bereicherte sie mit afro-brasilianischen Elementen. Sein Texter und Mentor Vinícius de Moraes hatte ihn gleichzeitig mit der schwarzen Musikkultur Bahias bekannt gemacht. Hiervon ist viel auf diesen Alben zu hören. Gerade bei den perkussiven Stücken ist Powells Spiel und auch Gesang mit der Perkussion vermischt, was einen äußerst hypnotischen Effekt erzeugt. Unglaublich, wie er verträumte Melodien, atemberaubende Spieltechnik bzw. Tempo und plötzliches Synkopieren in einem einzigen Stück zu kombinieren verstand. Jazz, Samba, Klassik, nichts war ihm fremd, nicht einmal ein schottischer Marsch. Einen solchen „Marcha Escocesa“, präsentiert er auf „Canto on Guitar“. Er zog dabei die tiefe E- über die A-Saite und nutzte dies zum Imitieren einer Snaredrum; damals live sein Publikumsrenner. Bei klassisch beeinflussten Stücken wie „Invencao Em 7 ½“ wurde eine Gitarrenaufnahme als Playback-Spur in der 7 ½-fachen Geschwindigkeit als Grundlage seines eigentlichen Spiels genommen, um einen Cembalo-Klang mit der Gitarre zu imitieren. Doch unabhängig von solchen Tricks wird beim Wiederhören dieser Alben vor allem klar, welche Intensität und welchen Dynamikumfang dieser 2002 verstorbene Gitarrist hatte, wie er die Balance zwischen Rhythmus und Melodie hinbekam, diesen Swing, der in Brasilien eben auch „balanco“ heißt. Man ist verführt zu sagen, was Hendrix für die E-Gitarre war, war Powell für die akustische Gitarre. Auch klangtechnisch überzeugten die Alben schon damals, jetzt liegen sie gar als 192kHz/24BIT-Remasters vor. Etliche der Titel gibt es auch auf brasilianischen oder französischen Aufnahmen Powells, wo sie jedoch längst nicht so inspiriert klingen. Powell war der erste Brasilianer, der ohne die amerikanischen Jazzer zu internationalem Ruhm kam. Prädikat unverzichtbar.

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Hans-Jürgen Lenhart schreibt als regelmäßiger Gastautor für das deutsche Lateinamerika-Magazin Latin-Mag. Er ist Musikjournalist und seit über 20 Jahren Experte für Latin Music. In der Artikelserie Latin Music News berichtet er alle zwei Monate über Neuerscheinungen in der lateinamerikanischen Musikszene.

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