Was gab es Besonderes an Musikalben aus Lateinamerika im Jahr 2017, an das man gerne noch mal erinnern sollte? So richtig haften geblieben ist dieses Mal nicht allzu vieles. Aber manchmal ist ja weniger auch mehr, denn das Wenige hatte es durchaus in sich.
Das perfekteste Album des Jahres kommt von der derzeit unerreichten Bossa-Sängerin Ive Mendes. Ihr Album Bossa Romantica klingt wie eine hingehauchte Sünde und sie schafft es, mit ihrer Mischung aus Bossa Nova, Modern Soul, Smooth Jazz und Pop das Image den Bossa Nova zu modernisieren, ohne das spezielle traditionelle Feeling außen vor zu lassen.
Von den Altstars des brasilianischen Jazz wie Egberto Gismonti oder Airto hört man nicht allzu viel mehr. Dagegen hat sich Bandolim-Virtuose Hamilton de Holanda inzwischen schon lange nicht nur als der hervorragendste Virtuose auf seinem bislang eher unterrepräsentierten Instrument etabliert, sondern auch als Jazzmusiker die bei weitem interessantesten Alben vorgelegt. Sein letztes, Hamilton de Holanda & O Baile do Almeidinha, zeigt ihn in Bestform.
Cumbia gibt es in den letzten Jahren bis zum Abwinken. Das dänische Electro-Cumbia-Projekt Junglelyd weiß auf Paracaidas allerdings mit einer Mischung aus langsameren Cumbia-Rhythmen, schwebenden Sounds, Surfgitarren, einfacher Melodik und spärlichen Soundeffekten dem Cumbia noch was Neues abzugewinnen.
Manchmal scheinen eben gute Kicks für die lateinamerikanische Musik auch von außerhalb des Kontinents zu kommen. Auch der Neuseeländer Lord Echo war mit seinem Album Harmonies mit einem packenden Mix aus Reggae, Rock Steady, Dub, Philly Sound, Afro Pop und einem Touch Jazz eine Entdeckung.
Wer wagt, gewinnt, so z. B. Otros Aires mit Presents Balkan Airs, wo der Tango auf die Musik Bulgariens trifft. Eine richtig gelungene Überraschung.