Es muss nicht immer nur Bariloche sein
Stell Dir vor, Du liegst Mitte November, also Anfang der Sommersaison, in Patagonien (Südhalbkugel-Sommer), gemütlich zurückgelehnt auf einer Terrasse mit Blick auf einen der vielen Seen Patagoniens. Außer Dir nächtigt kein einziger anderer Gast in diesem stilvoll schlicht erbauten Holzhaus. Unmöglich denkst Du Dir, schließlich ist zwischen November und Februar/März doch jeder in Patagonien unterwegs?! Weit gefehlt! Für San Carlos de Bariloche mag das zutreffen: Wohl jeder Backpacker, der Argentinien bereist, kennt Bariloche, das Mekka für Patagonien-Reisende, Trekking-Freunde und Naturliebhaber. Und viele von ihnen machen dort auch Halt, um vor allem die atemberaubenden Landschaften der Umgebung zu entdecken (oder im Winter Ski zu fahren). Ein Ort der Superlative und des Massentourismus.
Was aber hat die Region für diejenigen zu bieten, die gerne „off the beaten track“ unterwegs sind? Die Terrasse mit Blick auf den See zum Beispiel! Es ist nämlich doch möglich, am Rande der Hauptsaison in Patagonien ein bisschen auf ruhigeren Pfaden unterwegs zu sein und dabei dem Massentourismus zu entkommen. Villa Traful am Lago Traful (Lago steht für See) ist einer dieser Orte, an dem man ein paar gemütliche Tage in einer tollen Umgebung mit den schönsten Landschaften Argentiniens verbringen kann.
Das Dorf Villa Traful
Villa Traful Dorf zu nennen, erscheint etwas übertrieben, kann doch bestenfalls von ein paar Dutzend Häusern die Rede sein, die sich dort in sehr lockerer Weise über die Fläche verteilen. Wiesen, Waldabschnitte und natürlich das Seeufer mit seinem kleinen Holzsteg und ein paar Booten prägen das Bild Villa Trafuls.
Damit ist die Charakteristik von Villa Traful bereits recht gut beschrieben: Eigentlich ist es eher ein Weiler von einigen Häusern, die sich aufgrund ihrer Bauweise und ihres Baustoffes Holz sehr gut und dezent in die Umgebung einfügen. Sie scheinen zufällig angeordnet, was so gar nicht darauf hinweisen mag, dass es sich hier doch um einen touristischen Ort handelt. Villa Traful: Unscheinbar und authentisch. Gemütlich und sympathisch eben.
(Touristische) Infrastruktur in Villa Traful
Obwohl vielleicht schon der ein oder andere Tourist einfach an diesem herrlichen Ort vorbei gefahren ist, weil er dort alles andere als Tourismus vermutete, so gibt es in Villa Traful doch alles, was das Herz begehrt: Das ein oder andere Restaurant, kleine Läden mit Lebensmitteln, sogar eine Tankstelle. Auch beim Thema Unterkünfte überraschend viele Möglichkeiten: Hosterías (kleine Gasthäuser/Pensionen), Campingplätze, Hostels, Bungalows (Cabañas genannt) oder Herbergen im Berghütten-Stil (Refugios /Albergues). Auf einer Anhöhe gelegen sogar ein 4-Sterne-Hotel. Empfehlenswert ist das Hostel Vulcanche, das den Charme einer Berghütte hat. Es stehen Doppelzimmer und verschieden große Mehrbettzimmer zur Auswahl. Gemeinschaftsräume, eine Gemeinschaftsküche und ein Grill komplettieren das Angebot. Auf der großen Wiese kann gezeltet werden und zwei gemütliche Bungalows mit jeweils mehreren Räumen, eigenem Badezimmer und Küche warten auf Gäste, die auf etwas mehr Privatsphäre Wert legen. Nicht schlecht! Was außerdem für das Vulcanche spricht: Die erwähnte Terrasse mit Liegestühlen und Blick auf den See!
Was gibt es in und um Villa Traful zu sehen?
Beliebt ist die Gegend um Villa Traful vor allem bei Sport- und Hobby-Fischern, angeblich soll man im See und in den Flüssen einen guten Lachs an den Haken bekommen. Neben den Anglern finden vor allem Naturliebhaber unzählige Freizeitmöglichkeiten: Allein die tolle Kulisse am Seeufer ist einen Tagesausflug wert. Einfach der Uferstraße nachgehen und die patagonische Berg- und Seenlandschaft sowie die bunte Pflanzenpracht genießen. Kleinere Strände laden dabei zum Verweilen ein. Wer etwas höher hinaus will und fit ist, dem sei die Wanderung zum Gipfel des Cerro Negro (Schwarzer Berg) oder zumindest an dessen Fuß – es kann oben im Frühling noch Schnee liegen – empfohlen. Vom Dorf geht es dabei stets bergan und man hat einige Höhenmeter zu überwinden. Ausreichend Proviant, genug Trinkwasser und guter Sonnenschutz sind daher ein Muss. Die Strapazen lohnen sich aber, denn bereits am Fuße des Cerro Negro präsentiert sich eine beeindruckende Aussicht auf den Lago Traful, die umliegenden Berge und Wälder und auf Villa Traful.
Auf einer sehr informativen Webseite über Patagonien finden sich weitere Vorschläge für lohnenswerte Sehenswürdigkeiten in der Umgebung von Villa Traful, beispielsweise Wasserfälle, der „versunkene Wald“ („Bosque sumergido“), der Aussichtspunkt ganz in der Nähe des Dorfes oder auch Orte, an denen handwerklich hergestellte Produkte der Region ausgestellt, erklärt und verkauft werden. Die für derartige Reiseziele üblichen Angebote geführter Reitausflüge dürfen natürlich auch nicht fehlen.
Die Inhalte der Webseite können auch auf Englisch angezeigt werden. Bemerkenswert übrigens, dass es sich hierbei um eine Seite handelt, die sowohl über das chilenische Patagonien als auch das argentinische Patagonien berichtet. Bei dem nicht immer ganz spannungsfreien Verhältnis der beiden Länder an der Südspitze Südamerikas keine Selbstverständlichkeit.
Anreise nach Villa Traful
Die Anreise nach Villa Traful gestaltet sich einfach und gleichzeitig spannend. Sie verläuft mitten durch die Seenregion und so bieten sich einem ständig herrliche Landschaftsbilder. Der Lago Traful und seine Umgebung liegen vollständig auf Gebiet des sehr bekannten und beliebten Nationalparks Nahuel Huapi. Bei einer Anreise von sowohl Villa La Angostura als auch von San Martín de los Andes werden Teile der berühmten „Ruta 40“ absolviert. Gleichzeitig befindet man sich auf der sehenswerten „Ruta de los Siete Lagos“, der „Route der sieben Seen“. Landschaftliche Highlights sind also garantiert, der Verkehr ist deutlich weniger stark als in Europa und die Siedlungsdichte ist sehr gering. Von der Provinzstraße mit der Nummer 65 geht es noch einige Kilometer Richtung Osten, bevor Villa Traful erreicht wird. Die Distanzen sollten nicht unterschätzt werden, da die Straßen in Patagonien häufig nicht geteert sind und man dementsprechend langsamer vorankommt. Wer – wie wohl die meisten Südamerika-Backpacker – mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, kommt auch ans Ziel: Von San Martín de los Andes und Villa la Angostura existieren Busverbindungen nach Villa Traful.