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Corona und kein Ende. Was macht dies mit der Latin Music? Und wie ist die Situation der Musikszene in Lateinamerika? Auffallend ist seit dem Anwachsen der Pandemie, dass in Deutschland promotete Veröffentlichungen von dort merkbar weniger geworden sind. Zusätzlich tritt das Thema Corona oder Kritik an der Politik einzelner Staaten im Umgang damit darin kaum zu Tage. Einerseits kann man sich denken, was hier passiert, andererseits spiegelt das nicht die ganze Situation wieder. Die Pandemie hat Lateinamerika in einer Wucht getroffen, die einem als Europäer das Gefühl geben müsste, bislang mit einem blauen Auge davongekommen zu sein. Die Musikindustrie liegt darnieder, eine staatliche Unterstützung für Musiker und Veranstalter fehlt fast gänzlich. Wenn es überhaupt in einigen Ländern Hilfe für die Kultur gibt, versandet vieles in obskure Kanäle oder manchen Aktiven fehlt die Möglichkeit, ihre Berechtigung dazu nachzuweisen. Die Lockdowns sind länger und härter, teilweise sind zensurartige Effekte zu beobachten. Das Schreckgespenst, sich bald einen neuen Beruf suchen zu müssen, steht auch für bekannte Musiker am Horizont. Entlassungen und Insolvenzen betreffen 80 Prozent der Musikunternehmen.
Mister Cumbia – „La Cumbia Del Coronavirus“
650562 Records DK, amazon.com
Mexiko / Cumbia
Gleichzeitig treten manche Musiker mit ihren Texten in der Rolle auf, die bei uns Virologen und Journalisten in den Medien übernehmen: Erklärer im Umgang mit dem Virus. Dies geschieht vielleicht auch deshalb, weil manche Regierung das Virus kleinredet. So gibt der mexikanische Musiker Mister Cumbia in seiner „La Cumbia Del Coronavirus“ sehr erfolgreich Tipps zum Selbstschutz gegen das Virus im Alltag wie häufiges Händewaschen mit Alkoholgel. Dabei informieren einige Musiker über die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO oftmals besser als ihre eigenen Regierungen.
In Argentinien wiederum müssen die Plattenfirmen einen Umsatzverlust von mehr als 50 Prozent verkraften und 80 Prozent der Aufnahmen wurden verschoben. Besonders katastrophal ist die Situation ausgerechnet in dem Land, das normalerweise eine der umfangreichsten Musikproduktionen des Kontinents hat – Brasilien. Laut einer Umfrage von DataSIM wurden in Brasilien 80 Prozent der Veranstaltungen abgesagt oder verschoben. Kultursponsoring ist zum Beispiel seit Kurzem steuerlich nicht mehr absetzbar. Und das hat viel mit Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro zu tun.
João Bosco & Aldir Blanc – „Disco de Ouro“
Sony Brazil
Brasilien / MPB
Das Verhältnis Bolsonaros zur Kulturszene kann man getrost als von Verachtung geprägt bezeichnen. Einige Legenden der brasilianischen Musik sind zuletzt an Corona gestorben. Öffentliche Ehrungen gab es für auch bei uns bekannte Musiker wie Moraes Moreira, die Karnevalslegende Dona Neném oder Aldir Blanc nicht. Blanc, einer der größten Texter und Komponisten Brasiliens, bildete als Texter ein kongeniales Team mit João Bosco, weshalb hier an das interessanteste Album der beiden „Disco de Ouro“ erinnert sei. Nach seinem Corona-Tod im Mai 2020 wurde Blanc, der auch ein bekannter Buchautor war, von zwei ehemaligen Präsidenten Brasiliens gewürdigt. Präsident Bolsonaro schwieg dazu. Dies verwundert nicht, hatte Bolsonaros Äußerung zum Tode von João Gilberto, dem Vater der Bossa Nova, schon ein Jahr zuvor Empörung ausgelöst, als er ohne jegliche Empathie meinte: „Gilberto? Ja, ja, eine bekannte Person. Unser Beileid an die Familie, okay?“ Für Bolsonaro stehen viele Musiker, die insbesondere schon in den Sechzigern aktiv waren, im Generalverdacht Marxisten zu sein. Nach Lieblingsschriftstellern gefragt, empfahl er Schülern gegenüber, einen schreibenden Folterer aus der Zeit der Diktatur zu lesen. So wundert es nicht, dass sich die Kultur Brasiliens keinerlei staatliche Unterstützung erhoffen darf.
Chico César – „O Amor É Um Ato Revolucionário“
Chico César
Brasilien / MPB
Musiker, die sich kritisch äußern, müssen vielmehr damit rechnen, vom rechten Mob mundtot gemacht zu werden. So ist es dem auch bei uns bekannten Sänger Chico César nach einem Lied über Bolsonaros „faschistische“ Anhänger widerfahren. Inzwischen kann man sogar den Verdacht haben, dass Songtexter ähnlich wie in der Zeit der Militärdiktatur Metaphern wählen, um als politische Botschaft verstanden zu werden. Damals umging man damit die Zensur, heute vielleicht Shitstorms von der falschen Seite. Chico Césars Texte auf seinem Album „O Amor É Um Ato Revolucionário“ sind laut ihm „ein starker Kommentar zu seinen politischen und sozialen Erfahrungen“. Im Text des Titelsongs heißt es: „Liebe ist ein revolutionärer Akt / Von Staaten und Religionen gefürchtet“. Es klingt etwas nach einer Spitze gegen Bolsonaro und Genossen.
Es scheint laut dem Musiker Edu Krieger viele Kollegen zu geben, die sich nicht trauen, Bolsonaro zu kritisieren, aus Angst, eigene Anhänger zu entfremden und die eigene Karriere zu schädigen. Bolsonaro bekam bei seiner Wahl immerhin 58 Millionen Stimmen, die auch Musikkonsumenten sind. Selbst ein Chico Buarque, der allgemein als Brasiliens größter lebender Komponist gilt, wurde von Bolsonaro im Rahmen einer Preisverleihung brüskiert. Als Buarque als Schriftsteller 2019 den hoch dotierten Camões-Preis erhielt, die höchste literarische Auszeichnung der portugiesischsprachigen Welt, unterschrieb Bolsonaro sie nicht.
Los Chuguranos – „Coronavirus Huayno“
Viral Producciones
Peru / Andenmusik
Etwas deutlicher in ihren Texten werden z. B. Musiker aus Peru. In ihrem YouTube-Hit „Coronavirus Huayno“ vom Duo Los Chuguranos heißt es:
„Oh, Corona, meine kleine Corona, du bist in meinem Peru angekommen… Was wird aus meinem Leben?“ Und später „Jetzt, wo du angekommen bist, möchte ich, dass du mir zuhörst: Nimm dir die Siedler, aber lass mein Peru in Ruhe.“
Mit den Siedlern sind allgemein die Goldgräber und Holzarbeiter gemeint, die das Amazonasgebiet ausbeuten und dabei das Virus unter den mangels fehlender Immunabwehr dagegen schutzlosen Eingeborenen ausbreiten. Gleiches gilt für die evangelikalen Missionare.
Jottapê – „Quarentena“
Kondzilla
Brasilien / Funk Carioca
Doch es gibt unter den Musikern Lateinamerikas noch ganz andere Reaktionen auf das Corona-Virus. Und auch wenn sie den eher kommerziellen Umgang damit zeigen, werfen sie dennoch ein Licht auf die Situation Lateinamerikas in der Pandemie. Da dem Virus Aufmerksamkeit garantiert ist, versuchen etliche Musiker davon zu profitieren. So gibt es viele „Corona-Hits“. Der brasilianische Herzensbrecher und Soap-Star MC Jottapê kann der Quarantäne sogar etwas Positives abgewinnen. Sein Titel „Quero ficar de quarentena com a minha morena“ bedeutet „Ich möchte mit meiner Brünetten gern unter Quarantäne gestellt werden“. Da sieht man ihn dann mit seinem Spatzi Popcorn mampfend und Videospiele ballernd. So ist’s Recht – zumindest, wenn man Erfolg mit Corona haben will.
Carlinhos Brown – „Umbalista Verão (Ao Vivo)“
Candyall Music
Brasilien / MPB
Die Latin-Musiker vermitteln sich derzeit hauptsächlich per Streaming von Studiokonzerten gegenüber ihren Fans, obwohl sich das finanziell für die meisten kaum lohnt. Liveauftritte waren schließlich in den letzten 15 Jahren weltweit die Haupteinnahmequelle für sie. Viele versuchen, ihre älteren Aufnahmen neu an den Markt zu bringen und damit noch Geld zu verdienen. Bestes Beispiel ist der derzeit erfolgreichste brasilianische Musiker Carlinhos Brown. Er veröffentlichte im Februar sein fünftes Album im Zeitraum von ungefähr einem Jahr. Trotz Pandemie erweist er sich als produktiver denn je zuvor. Folgt man seinen offiziellen Verlautbarungen, geht es als Künstler in der Pandemie darum, die Zeit zu nutzen und zu experimentieren sowie der nächsten Generation kreatives Handeln zu vermitteln. Für ihn ist Resilienz (psychische Widerstandskraft) nicht nur ein Schlagwort, er will es vorleben und das ist eine gute Antwort auf das, was die Medien derzeit über Brasilien berichten. Natürlich hat er als Superstar dazu eine gute Ausgangslage, doch will er auch ein anderes Bild der Brasilianer weltweit vermitteln als das derzeitige voller Opfer und Sturköpfe.
Schaut man genauer hin (und kennt man Browns Gesamtwerk gut genug), dann fällt auf, dass es sich auf dem Album oft um Neueinspielungen alter Songs handelt. Dies aber nicht ohne Grund. War sein Vorgängeralbum „Umbalista“ eher balladesk und hatte das gleiche Konzept von Neueinspielungen der akustischen Art, so setzt Brown dies mit „Umbalista Verão (Ao Vivo)“ fort. Und er feiert damit den ausgefallenen Karneval. Die Botschaft? „Bleibt zuhause, aber lasst Euch nicht unterkriegen und lasst den Karneval in euren Herzen sprechen!“ Grund genug hat er dafür. Seit 40 Jahren ist Carlinhos Brown im Karneval aktiv und hat über 100 Karnevalhits geschrieben.
Der Opener „Selva Branca“ stammt z. B. von seinem Album „Mixturada Brasileira, Vol. 1“ aus dem Jahr 2012 und war dort als dancefloor-orientierter Hit mit viel Bumms zu hören. In der neuen Version bezieht sich Brown allerdings auf das Original der Band Chiclete com Banana, die das Stück 1988 als eher gemütlichen Song aufgenommen hatte. Brown macht es nun mit Klavier, Gitarre und intensiver Stimme zu seinem Stück ohne viel Firlefanz. Ähnlich verfuhr er mit „Vc, o Amor e Eu“, eine berührende Ballade, die er bereits zweimal aufnahm. Hier übernahm er die jüngere, akustische Version von Album „Sarau Du Brown Ritual Beat System“ von 2015, die dort eher untypisch für das Album wirkte. „Pra Vizinho Olhar“ dagegen war eine Nummer vom 2016er-Album „Artefireaccua“, zu der es damals eine temporeichere Singleversion für den Karneval gab, die Brown jetzt ins Album aufnahm. Neu eingespielt wurde „Tá Na Mulher“, das er 1993 mit Timbalada aufgenommen hatte. Insofern ist relativ viel Axé Music zu hören. Brown feiert hiermit 35 Jahre Axé Music sowie sein fantastisches erstes Album, „Alfagamabetizado“, das 25 Jahre alt wird. Daher klingt mancher Titel auch nach früheren Produktionen mit viel Trommeln, was Fans schätzen werden. Im Grunde also etwas anderes als nur das übliche Best of, auch wenn natürlich sein packendster Tanzbodenfeger „Mariacaipirinha“ (in einer neuen Version) dabei ist.
Bleibt die Frage, warum das Album den Zusatz „Ao Vivo“, also live, hat. Es sind einige An- und Absagen zu hören. Sieht man sich das parallel dazu veröffentlichte Konzert-Video auf YouTube an, wird klar, was hier gemeint ist. Carlinhos hat das Album live singend und trommelnd mit etwas Playback (Bläser, Streicher, Chor) und zwei Musikern, die Mundschutz tragen, auf einer kleinen Bühne ohne Publikum eingespielt. Und das soll Karnevalsstimmung verbreiten? Ach, seht es euch selbst an und dreht laut auf. Ich glaube, das funktioniert tatsächlich. Immerhin – Carlinhos Brown macht das Beste aus der Situation und bietet sein übliches Niveau an gutem Entertainment.
Joe Barbieri – „Tratto Da Una Storia Vera“
Must Have Jazz, TheOrchard, Bertus Musikvertrieb
Italien / Cantautore, Jazz, MPB
Man könnte fragen, was ein italienisches Album in dieser Kolumne zu suchen hat. Allerdings meint man beim Album Joe Barbieris von Anfang an eine neue Ballade von Caetano Veloso zu hören, doch beim zweiten Checken merkt man, hier wird italienisch gesungen. Die sanfte Intonation ist die gleiche, es gibt vergleichbare Stücke und tatsächlich taucht Brasiliens Cello-Magier und Veloso-Freund Jaques Morelenbaum auf. Sänger und Gitarrist Joe Barbieri wirkt nur etwas jazziger, manchmal auch noch romantischer. Barbieri begann als italienischer Popsänger, der immer wieder Berührungen zu Jazz und Worldmusic suchte. Umgekehrt, der Vergleich sei einmal erlaubt, hat Veloso 1999 auf seinem Album „Omaggio A Federico E Guilietta“ italienische Titel gesungen (inklusive Morelenbaums Begleitung). Und das Ergebnis ist tatsächlich nicht unähnlich. Barbieris Album scheint also sehr vom Veloso-Sound inspiriert zu sein, insbesondere den Stücken mit Streicherbegleitung. Barbieri passt daher eher an die Seite Velosos als zum Italo-Pop. Dennoch darf man nicht vergessen, Italiens Cantautori zeigen öfter ein Niveau, das dem der brasilianischen Größen ebenbürtig ist. Oft ist die intellektuelle Denkweise beider in ihrer Anbindung an die jeweiligen Traditionen verblüffend ähnlich. Ein Grund also, einmal über den Tellerrand zu schauen.
Walter Wanderley – „Órgao, Sax È Sexy + O Sucesso È Samba“
Aquqarela do Brasil, in-akustik
Brasilien / Easy Listening, Samba, Bossa Nova
Hammondorgel und Brasilien, das passt nicht unbedingt zusammen, dennoch war Walter Wanderley der bekannteste Organist Brasiliens. Seinen beschwingten „Summer Samba (So Nice)“ mit dem Gesang von Astrud Gilbertos wird man schon gehört haben, hier ist er als sein größter Hit nur Bonus-Material. Es geht vielmehr um zwei Alben, die auf der CD veröffentlicht sind. Sein Album „O Sucesso È Samba“ (ab Titel 13, von 1961) ist im Stil seines großen Hits gehalten. Hier swingt Wanderley unaufgeregt im Samba-Rhythmus und präsentiert kurze Anschläge bzw. sein Staccato-Spiel. Klingt schön old-fashioned. Sein „Órgao, Sax È Sexy“ von 1961 wirkt dagegen völlig anders und ist in seinem Oeuvre die Ausnahme und daher besonders interessant. Auf den ersten Blick spielt Wanderley hier dezente, romantische Musik für verliebte Pärchen in der Hotelbar. Doch diese ist perfekt und nach so etwas muss man lange suchen. Sie klingt sinnlich, fast sakral, klang- und nicht rhythmusbetont. Hier spürt man die späte Stunde, die Verlorenheit so mancher Lonely Hearts und eine einzigartige Melancholie. Wanderleys lange Orgeltöne wirken fast unheimlich. Portinhos Saxofon im Stil von Johnny Hodges schmeichelt sich aus dem Hintergrund in die Ohren und dass hier noch eine Rhythmusgruppe mitspielt, merkt man kaum. Unterstellt man dem Bossa Nova Relaxness, dann hat man diese Scheibe noch nicht gehört. Man kann aber auch dazu seine Tränen trocknen. Wanderley produzierte übrigens viele anfangs der Sechziger noch junge Musiker wie Marcos Valle, Tom Jobim oder João Donato. Insgesamt ein Klassiker, den es wiederzuentdecken gilt.
Raul de Souza Generations Band – „Plenitude“
Pao Records, Bertus
Brasilien / Jazz
Ewig nichts gehört hat man von einem der besten Posaunisten überhaupt, dem Brasilianer Raul de Souza. Am ehesten in Erinnerung ist er mit seinem Hit „Sweet Lucy“ aus dem Jahr 1977, einem knackigen Funkjazzer, der sogar etwas von Partyhit hatte. In dieser Zeit spielte er auf den ähnlich klingenden Alben von Airto Moreira. Sein furioses Spiel, wie auch die andererseits sehr sanfte Intonation brachten ihm höchste Bewunderung ein. In den 1980er verschwand er in der Versenkung, tauchte aber ab den 1990ern mit vielen europäischen Kooperationen immer wieder einmal auf. Sein jetziges Album „Plenitude“ ist in Hamburg aufgenommen. Den 85-jährigen De Souza auf „Sweet Lucy“ zu reduzieren, wurde ihm noch nie gerecht, dennoch ist es ein herausragender Titel auch auf diesem Album. Er hat darauf einige Erinnerungen zu Musikern aufgesprochen, deren Kompositionen er danach spielt: Chico Buarque, Wayne Shorter, Airto Moreira oder George Duke. Allerdings wirkt das Album deswegen nicht unbedingt nach einer Rückkehr zu den alten Zeiten. Gerade „Sweet Lucy“ klingt hier weniger schneidend und den Beat betonend als das Original, dafür jazziger und sanfter sowie noch mehr auf das Posaunenspiel zugeschnitten. Im Übrigen sind hier mit Christoph Schweizer, der auch produzierte, manchmal zwei Posaunen zu hören. Die Stücke sind also neu arrangiert und man kann ihnen andere Qualitäten abgewinnen. Auf Wayne Shorters „Beauty And The Beast“ zeigt de Souza das nicht ganz einfache Kunststück, mit der Posaune eine äußerst dezente Ballade zu spielen. Das Konzept des Albums wird spätestens mit Airtos „Tombo in 7/4“ deutlich. Statt der wilden Perkussionsorgie des Originals fängt es im Tempo gebremst an, die Melodie auskostend. Wenn das Tempo anzieht, ist die Rhythmik jazzig statt im Stil einer Batucada, verliert sich wieder im Mid-Tempo-Spiel, um zum Schluss in freien Improvisationen noch einmal anzuziehen. Raul de Souza will eben zeigen, dass er sich als Jazzer immer noch neu erfinden kann.
Luz y Sombra – „Chiquilín“
Galileo
Deutschland, Argentinien / Tango
Es dürfte nicht jedem bekannt sein, dass Nuevo-Tango-Großmeister Astor Piazzolla auch Lieder komponierte. Die Texte dazu schrieb Horacio Ferrer in den 1960er Jahren. Das auf Piazzolla spezialisierte Berliner Musikerinnen-Trio Luz y Sombra in der Besetzung Violine, Klarinette / Bassklarinette und Klavier hat nun u. a. solche Stücke zusammen mit dem chilenischen Sänger Nicolás Lartaun eingespielt. Gelegenheit, eine teils unbekannte Seite des Meisters zu entdecken. Der Stimme des Baritons merkt man eine klassische Ausbildung an. Sie ist kräftig und sanft zugleich, je nach Lage der Musik. Teilweise wählt er auch den Sprechgesang. Ein ungewöhnliches Album.
Cuarteto SolTango – „Misión Tango“
Bayrischer Rundfunk, Avi-Service for music, Harmonia Mundi
Deutschland / Tango
Auch aus Deutschland kommend, aber diesmal aus Musikern bestehend, ist das Cuarteto SolTango. Auf ihrem
Album „Misión Tango“ kann man sich einen guten Eindruck über die unterschiedliche Art von Tangos von den 1940er bis in die 1960er Jahre machen. Die Stücke sind in Blöcken nach Jahrzehnten eingeteilt. Komponisten und Arrangeure werden im Booklet bei den Tangos genannt und sie zudem kurz kommentiert. Kenner werden das zu schätzen wissen. Hier sind eindeutig Könner am Werk, die sich sowohl in der Tango- wie in der Klassikszene inzwischen Respekt verschafft haben. Anspieltipp ist der furiose Tango „Chiru“ vom Sexteto Astillero.
Quellen:
- theguardian.com
- winformusic.org
- soundsandcolours.com
- eigene Recherche