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Latin Music News #39 – mit nostalgischem Reggae-Vinyl-Special

João Selva – „Navegar“

Neben den üblichen Neuerscheinungen in den Latin Music News haben wir zusätzlich ein besonderes Reggae-Special für euch.

Die passende Radioshow von DJ Hans findet ihr auf Mixcloud oder direkt hier:

Xixa – „Genesis“

Xixa – „Genesis“Jullian Records, The Orchard
USA / Gothic Cumbia

Als 2016 die aus Tucson/Arizona stammende Band Xixa ihr Album „Bloodline“ veröffentlichte, war das insofern eine Überraschung, wie dies mitten in einem Revival voller gutgelaunten Cumbia geschah, innerhalb dem auch die artverwandte peruanische Chicha-Musik Aufmerksamkeit bekam. Von ihr ist der Bandname abgeleitet. Im Unterschied zum Cumbia-Hype wirkte Xixas Cumbia-Mischung wie eine dunkle Wolke, was bisher noch niemand probiert hatte. Es war genauer gesagt eine Verbindung von psychedelischem Wüstenrock, Westernfilm-Soundtracks und Cumbiarhythmen. Xixa trat von der Rockseite her in die Fußstapfen von Bands wie Thin White Rope oder Fields of the Nephilim, imponierten aber von der Vereinigung gegensätzlicher Elemente wie fröhliche Rhythmik und düstere Klänge. Entsprechend nannte man ihre Musik „Mystic Desert Rock“. 2019 folgte dann die EP „The Code“. Das jetzige Album „Genesis“ macht allerdings den Eindruck, dass das Konzept inzwischen etwas ausgereizt ist. Die Musik wirkt songorientierter, teils tanzbarer, weniger auf psychedelische Klangexperimente angelegt als die Vorgänger. Die Latin-Elemente sind ebenfalls etwas zurückgefahren. Die irritierenden, teils krachigen Gitarrensounds blitzen seltener auf. Dafür drängt eher ein Wall of Sound nach vorne und auffallend lange Stücke gibt es auch keine. Man könnte das Album für gängiger halten, jedoch hat es genug Substanz, um sich einige Qualitäten der Band erneut vorführen zu lassen. Anklänge an Western Soundtracks wie in „Velveteen“ oder „May They Call Us Home“ bekommt die Band besonders geschickt hin. Bevor allerdings zu sehr das Lied vom Tod durchscheint, wird es mit „Eve Of Agnes“ auch mal arabisch. Die wagemutigsten Klänge hat „Feast Of Ascencion“. Hier zeigt Xixa ihre Latin Psych-Ästhetik am besten. Diese bedient sie auf dem Album ungebrochen, überrascht aber Kenner nirgends neu. Für Latin Music-Fans ist Xixa ebenfalls etwas uninteressanter geworden. Hörenswert ist Xixa aber allemal, weil sie mit ihrem Goth Cumbia stilistisch in einer eigenen Liga spielt.

João Selva – „Navegar“

João Selva – „Navegar“Underdog Records, Broken Silence (physisch) / Believe (digital)
Brasilien / MPB

Wenn der Sänger João Selva brasilianische Rhythmen, Disco und Funk zusammenführt, merkt man, er liebt das Leichtfüßige. Dies hindert ihn allerdings nicht, in seinen Texten auch einmal gegen Präsident Bolsonaro zu schießen. Dennoch vermittelt er in allem ein optimistisches Gefühl, was seine sich ständig im Fluss befindliche Musik auch ausdrückt. Musikalische Einflüsse aus der Karibik, den Kap Verden oder Angola sind ebenfalls zu entdecken. Als Sänger wirkt er allerdings manchmal zu dezent für die Musik. Flavia Coelho ist als Gastsängerin auf einem Titel dabei, was auch darauf hinweist, dass dies eine französische Produktion ist.

Aquafaba – „Aquafaba“

Aquafaba – „Aquafaba“Blue Whale Records, recordJet
Deutschland, Chile, Brasilien, Argentinien, u. a. / Art-Folk

Wenn aus allen möglichen Ländern Musiker mit den unterschiedlichsten musikalischen Hintergründen zusammenkommen, kann eine sehr individuelle Sache dabei herauskommen. Die Gruppe Aquafaba fand sich in Berlin zusammen und besteht aus Musikerinnen und Musikern aus Chile, Brasilien, Argentinien, Japan und Spanien. Entsprechend breit ist ihr Instrumentarium. Beim Anhören fallen die komplexen Arrangements und der theatralische, aber ebenso sehr verwobene Gesang der Gruppe auf und nach einer Weile fühlt man sich an den Sound von Musicals erinnert. Dies kommt auch nicht von ungefähr, denn einer der Gründer der Band, der Brasilianer Danilo Timm, hat bereits jahrelange Erfahrungen damit. Mitgründer Cristobal Rey aus Chile bringt andererseits Klänge der Andenfolklore mit ein und ist als Komponist ein eher intuitiv Arbeitender. Gesungen wird in Portugiesisch, Spanisch und Englisch, im Instrumentarium finden sich neben der Charango eine Geige und ein alter Moog. Dadurch kommt es zu einem steten Wechsel im Klangbild, mal moderner, mal traditioneller, mal poppiger, mal jazziger. Die Musik wirkt wie ein Kaleidoskop mit unkonventioneller Rhythmik und dynamisch großen Unterschieden in den Songs. Das klingt insofern sehr nach dem Gegenteil dessen, was man heute an Eintönigkeit im Radio hört, wenngleich die Melodien sich manchmal in den Arrangements verlieren. Live, mit entsprechender musical-artiger Show kann man sich das aber als sehr lebendig vorstellen.

Martin Müller – „Bossa Esperança – Brazilguitar Solo“

Martin Müller – „Bossa Esperança - Brazilguitar Solo“Galileo
Brasilien, Deutschland / akustische Gitarrenmusik

Allzulange ist es nicht her, dass hier ein Album des deutschen Akustikgitarristen und Brasilienkenners Martin Müller besprochen wurde. Jetzt legt er ein reines Solowerk vor. Er interpretiert Klassiker von Antonio Carlos Jobim, Baden Powell, Egberto Gismonti und Guinga – und ergänzt das Ganze mit eigenen Kompositionen. Trotz schneller Läufe in seinem Spiel wahrt er immer die entspannte Stimmung. Diese ist fast klassisch anmutend, ohne es auf eine Virtuositätsshow anzulegen. Es ist ein sehr einheitlich klingendes Album geworden, da Müllers eigene Stücke die Qualität der Meister fortsetzen.

Stefano Bollani & Orquesta Sin Fin & Exequiel Mantega (Ltg.) – „El Chakracanta“

Stefano Bollani & Orquesta Sin Fin & Exequiel Mantega (Ltg.) – „El Chakracanta“Galileo
Italien, Argentinien / Neo-Klassik, Jazz, Tango Nuevo

„El Chakracanta“, das Live-Album des italienischen Pianisten Stefano Bollani widmet sich den Motiven des Chakras und ist mit Orchester eingespielt. Hinzu kommen zwei Tangos von Ástor Piazzolla und Horacio Salgán. Die Hauptwerke sind das „Concerto Azzurro“ (von 2017) und das „Concerto Verde“ (von 2019) von Stefano Bollani, beides klassische Werke, die in vier Sätze mit ganz eigenem Charakter unterteilt sind. Beide Konzerte wurden live in Buenos Aires aufgenommen. Begleitet wurde Stefano Bollani dabei vom Orquesta Sin Fin, unter der Leitung von Exequiel Mantega. Insgesamt ist es ein Klassikkonzert mit jazzigen Momenten, vermischt mit Tango Nuevo. Klassische Dramaturgie und Klangwelt wandelt sich hier in synkopierte Teile, Soloparts in orchestrale Schwelgereien. Eine seltsame Mischung, die allerdings zeigt, dass das Verschwimmen von musikalischen Grenzen im Vorführungsort Buenos Aires nichts Außergewöhnliches ist.

Gentleman’s Dub Club – „Down To Earth“

Gentleman’s Dub Club – „Down To Earth“Easy Star Records, Bertus Musikvertrieb
England / Dub, Reggae

Auch wenn der Gentleman’s Dub Club (GDB) die Vermutung nährt, es handele sich um eine Dub-Band, stimmt das nur bedingt. Die Musik präsentiert viele Stilformen des Reggae und darüber hinaus. Im Starter „Castle In The Sky“ meint man gar, sich in ein Album vom 80er-Jahre-Sänger Kid Creole verirrt zu haben: Sanfter Reggae, einige Streicherklänge und eine schmeichlerische Melodie, wie überhaupt die Stärke der Band in der Melodik liegt. Da bleibt was im Ohr und geht nicht in Dubgewittern unter. Schnelles Toasting, hier und da Ska-Stücke, ein großer Löffel „Honey“ mit der wunderbaren Sängerin Hollie Cook, ein Touch Philly Sound; das Konzept stimmt. Auch die verschiedenen Sänger überzeugen ausnahmslos. Die Dubelemente dienen hier eher der Intensivierung der Songs als dass sie zur Spielerei ausarten. Wäre auch unpassend, denn manche Titel sind wunderschön harmonische Lovers Rock-Balladen wie „More Than Memories“ zum Seufzen. Und dann diese sehnsüchtige Posaune. Erinnert an den seligen Rico. „Smile“ hat einen Touch UB40, mit denen GDC auch auf Tournee waren. Dubbig wird es erst zum Schluss mit „Last Chance“, das fast wie eine Hommage an Alpha & Omega klingt. Insgesamt ein Album, das die derzeit so düstere Stimmung sehr gut zu vertreiben versteht.

Reggae Classics auf Vinyl

Diesmal mit einem Special, das auf alten Reggae spezialisierte Sammlerherzen höherschlagen lassen müsste, wobei hier besonders Vinyl-Fans angesprochen sind. Der Bertus Musikvertrieb hat mit seinem Label Music On Vinyl jetzt ein ganzes Dutzend an Wiederveröffentlichungen mit 180g-Schallplatten im Original Cover auf den Markt geworfen. Viele davon sind Produktionen von Lee Perry oder Sly Dunbar und Robbie Shakespeare und sie bewegen sich im Zeitraum 1969 bis 1986. In dieser Zeit hat sich im Reggae mit Ska, Rocksteady, Early Reggae, Dub und Roots Reggae viel entwickelt. Der Sound genügt nicht unbedingt heutigen Hi-Fi-Standards, echte Fans bevorzugen aber gerade diese Lo-Fi-Qualität. Nun sind einige der Alben durchaus schon einmal auf Vinyl veröffentlicht worden, wie im Fall von George Faith sogar mit Gatefoldcover und dadurch möglichen Zusatzinformationen, die man hier leider vergeblich sucht. Dafür sind wiederum einige der Scheiben schon jetzt echte Sammlerstücke, denn sie erscheinen in einer limitierten und nummerierten Auflage von 750 oder 1000 Stück in der Farbe Orange. Und wer kein Sammler ist: Einfach mal eintauchen in die Welt der Reggae-Erfinder und –Legenden.

George Faith – „To Be A Lover“

George Faith – „To Be A Lover“Island, Universal Music
Crooner-Reggae / 1977

George Faith könnte man als einen Vorläufer des Lovers Rock bezeichnen. Auf dem Album hat er viele Soul-Hits gecovered wie „I’ve Got The Groove“ (The O’Jays), „In The Midnight Hour“ (Wilson Pickett), oder auch Fünfziger-Jahre-Hits wie „Ya Ya“ sowie Paul Ankas „Diana“, die hier aber völlig anders klingen. Produzent Lee Perry hat den schmeichlerischen Gesang Faiths mit federnder Rhythmik und spacigem Hall unterlegt, was für die damalige Zeit als sehr fortschrittlich angesehen werden muss. Legendäre Musiker wie Ernest Ranglin (e-g) und Sly Dunbar (dr) spielen im Hintergrund. Von „To Be A Lover“ gab es später sogar noch einen erfolgreichen Discomix.

The Viceroys – „We Must Unite“

The Viceroys – „We Must Unite“Trojan Records, Sanctuary Records Group (1000 Orange Coloured Copies, individualy numbered)
Roots Reggae / 1982

Die Reggae-Vocal-Group hatte mit diesem Album ihren größten Erfolg. Typisch straighter Roots Reggae ohne große Höhepunkte. Die Begleitband war die damals allgegenwärtige Roots Radics. Die Titel klingen, als wären sie alle aus einem einzigen Basistrack entstanden. Insofern etwas zu einfach.

The Ethiopians – „Reggae Power“

The Ethiopians – „Reggae Power“Trojan Records, Sanctuary Records Group (750 Orange Coloured Copies, individualy numbered)
Ska, Rocksteady, Early Reggae / 1969

The Ethiopians war eine der beliebtesten Bands Jamaikas während der späten Ska-, Rocksteady- und Early Reggae-Zeit. 1968 begann die Gruppe mit dem Produzenten Karl ‚J.J.‘ Johnson zu arbeiten, ihre wohl erfolgreichste Zeit mit den hier vertretenen Hits wie „Hong Kong Flu“, „Woman Capture Man“ und „Everything Crash“. Im letzteren Titel geht es um den drohenden Zusammenbruch der öffentlichen Infrastruktur nach der Unabhängigkeit Jamaikas. Die Regierung hatte die Rationierung von Trinkwasser verordnet, das Telefonnetz war marode, die Polizei tötete im Ablauf eines Jahres 31 Personen und war dann selbst in den Streik getreten. Damit war die Gruppe auch Wegbereiter für die sozialkritischen Texte der Siebziger.

Clancy Eccles – „Freedom“

Clancy Eccles – „Freedom“Trojan Records, Sanctuary Records Group (750 Orange Coloured Copies, individualy numbered)
Early Reggae / 1969

Der Musik Clancy Eccles’ merkt man die Übergangszeit vom Ska zum Rocksteady zum Early Reggae an. Hinzu kommt noch ein Touch Calypso. Eccles zeigt hier, dass er sich für politische Themen engagiert. Er unterstützte ab 1971 die People’s National Party in Jamaika. Nun muss man hinzusagen, dass in der damaligen Zeit Reggae-LPs oft Kompilationen vorausgegangener Hits waren. Das titelgebende „Freedom“ stammt bereits aus dem Jahr 1959 und ist unverkennbar ein Ska, war aber erst 1961 ein jamaikanischer Hit. Es war eines der frühesten jamaikanischen Lieder mit sozial orientierten Texten. Das Lied thematisierte das Konzept der Rückführung nach Afrika, ein Grundthema der Rastafari-Bewegung. Auch auf dem Album ist sein Lied „Fattie Fattie“, ein Skinhead-Reggae-Klassiker. Eccles wird die Ableitung des Namens „Reggae“ von „Streggae“, Kingston-Slang für Prostituierte, zugeschrieben.

The Maytals – „Monkey Man“

The Maytals – „Monkey Man“Trojan Records, Sanctuary Records Group
Reggae, Soul / 1970

Auch wenn sein Name nicht vorne dran steht, Toots Hibbert singt bei den Maytals natürlich mit, denn die Band nannte sich erst zwei Jahre später, 1972, Toots and the Maytals. „Monkey Man“ war ihr internationaler Durchbruch. Das Album hat recht unterschiedliche Stücke. Manches hört sich eher nach Ska an, aber auch viele Soulstücke sind dabei, ebenso eine fürchterliche Version von John Lennons „Give Peace A Chance“. Highlight ist das schunkelige „Pressure Drop“, einer ihrer größten Hits. Apropos Erfinder des Reggae: Der Song „Do the Reggay“ der Maytals aus dem Jahr 1968 ist der erste, der das Wort „Reggae“ (hier noch anders geschrieben) benutzte und er sollte dem Genre seinen Namen geben.

Toots And The Maytals – „In The Dark“

Toots And The Maytals – „In The Dark“Island Records, Universal Music
Reggae / 1974

Der Titelsong ist ein als Reggae vorgetragener Gospel. Aber Toots nahm sich auch Country vor. Seine Version des unverwüstlichen „Take Me Home, Country Roads“ von John Denver sollte man gehört haben. Und bei „Fever“ hat man das Gefühl, nach dem Motto „Auf und nieder, immer wieder“ mittanzen zu müssen. Auch dabei ist sein Song „54-46 Was My Number“, der sogar einen leichten Ray-Charles-Touch hat. Hier verarbeitete er seine Gefängniserlebnisse, denn er war 1966 zu 18 Monate Gefängnis wegen Marihuana-Besitzes verurteilt worden.

Toots And The Maytals – „Knock Out!“

Toots And The Maytals – „Knock Out!“Island Records, Universal Music
Reggae / 1981

Obwohl die Gruppe bis heute die meisten Nummer 1-Hits in Jamaica hat (31 Stück!), löste sie sich nach diesem Album auf und meldete sich (nach einer Neuformation Anfang der Neunziger) erst 1997 mit einem Studioalbum wieder. Toots startete in der Zwischenzeit eine Solokarriere. Das Album „Knock Out!“ wird seinem Titel nicht unbedingt gerecht. Gut im Klang, aber etwas zu lahm im Tempo und zu belanglos die Melodien. Bleibt noch nachzutragen, dass Toots Hibbert im September 2020 leider angeblich an Corona verstorben ist.

Jah Lion – „Colombia Colly“

Jah Lion – „Colombia Colly“Island Records, Universal Music
Reggae / 1976

Weniger bekannt sein dürfte Patrick Lloyd Francis a.k.a. Jah Lloyd, der vorher als DJ arbeitete und von seinem Produzenten Lee „Scratch“ Perry hier seinen Künstlernamen verpasst bekam. Auf dem Album toastet er entsprechend seine improvisierten Texte. Sein „Soldier and Police War“ führte damals die Reggae-Liste an. Später verlegte er sich mehr aufs produzieren. Geht insgesamt gut ins Ohr.

„Raiders Of The Lost Dub“

„Raiders Of The Lost Dub“Verschiedene Künstler
Island Records, Universal Music
Dub / 1981

Ach, wie schön. Jäger des verlorenen Dubs mit Doctor Indiana James, dem Professor des Dub. Hinter dem Professor stehen allerdings geniale Mixer wie Sly Dunbar & Robbie Shakespeare, Prince Jammy oder Karl Pitterson, die Stücke von Black Uhuru oder Burning Spear zu frühen Dub-Meisterwerken gestalten. Vor allem die Viceroys klingen hier nur sieben Jahre nach „We Must Unite“ gänzlich anders. Auch Black Uhuru, Burning Spear und die Wailing Souls begaben sich in die Zauberstudios der Dub-Mixer. Dafür, dass Sly & Robbie hier ihre ersten Dub-Einspielungen machten, ist das Ganze auf einem Niveau, das 20 Jahre später noch nicht gesteigert werden konnte. Insofern ist diese Scheibe eine der interessantesten der Wiederveröffentlichungen.

Lee „Scratch The Upsetter“ Perry – „Cloak & Dagger“

Lee „Scratch The Upsetter“ Perry – „Cloak & Dagger“Trojan Records, Sanctuary Records Group (1000 Orange Coloured Copies, individualy numbered)
Dub / 1972

„Cloak & Dagger“ ist ein frühes Dub-Album von Lee Perry, der hier seine Meisterschaft zeigt, mit einem für heute lächerlich geringem Equipment wie Vierspurtonband, Bandverzögerungen, Phaser, Hall sowie Herumspinnen im Studio unglaubliche Klänge zu produzieren. Besonders seltsam ist „Caveman Skank“ mit dem Intro eines indianischen Häuptlings. Perry planscht, klappert und plappert danach im Badezimmer herum.

Mickey Dread – „African Anthem Dubwise (The Mickey Dread Show)“

Mickey Dread – „African Anthem Dubwise (The Mickey Dread Show)“Dread at the Controls (1000 Orange Coloured Copies, individualy numbered)
Dub / 1979

Es blubbert und kracht, rattert und zittert, quiekt und quakt. Dazu noch Knöpfchendreherei at it’s best. Wir sind im Universum von Mickey Dread. Das Album „African Anthem Dubwise“ war Dreads Debütalbum. Die Drum-and-Bass-Abenteuer werden von gruseligen Horror-Sounds, Schnipsel von Hühnerlauten, Kirchenglocken, Vogel- und Ziegengeräuschen und allem, was ihm in den Sinn kommt, unterbrochen. Mit Sly & Robbie, Augustus Pablo (e-p), Deadley Headley (ts).

Ini Kamoze – „Pirate“

Ini Kamoze – „Pirate“Island Records, Universal Music
Reggae / 1979

Trotz Sly & Robbie als Produzenten ist dies das belangloseste der Alben. Zu viel Synthesizer und Syndrums, dazu eine Stimme mit zu weichem Gesang ohne irgendwelches Charisma. Die etwas danebengegangene Produktion führte nach zwei erfolgreichen Vorgängeralben zur Trennung von Kamoze und Island Records.

Außerdem zu empfehlen ist eine weitere Radiosendung von DJ Hans, den Latin Music Gourmets Dance Craze auf Greedio, mit mehr als zwei Stunden lateinamerikanischer Musik zum Tanzen:

Article written by:

Hans-Jürgen Lenhart schreibt als regelmäßiger Gastautor für das deutsche Lateinamerika-Magazin Latin-Mag. Er ist Musikjournalist und seit über 20 Jahren Experte für Latin Music. In der Artikelserie Latin Music News berichtet er alle zwei Monate über Neuerscheinungen in der lateinamerikanischen Musikszene.

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