Das deutsche Lateinamerika-Magazin

 
 
Alben

Criolo mit der besten modernen brasilianischen Platte der Gegenwart: „Nó Na Orelha“

Criolo – Nó Na Orelha

Rap aus der Favela vermischt mit diversen brasilianischen und internationalen Musikstilen ergibt ein Album der Extraklasse, das man gehört haben muss: Criolos „Nó Na Orelha“.

Auch wenn das Album schon zwei Jahre alt ist, ist dieser Artikel einfach notwendig, um die Messages und die Musik Criolos weiter zu verbreiten. Die Vielfältigkeit der Texte und der Töne und die schöne Sprache Portugiesisch machen „Nó Na Orelha“, das auf Deutsch „Gehörknöchelchen“ (was für ein schönes Wort!) bedeutet, zu einem echten brasilianischen Hörvergnügen. Welchen der drei Knöchel im Ohr – Amboss, Hammer oder Steigbügel – er meint, ist leider nicht überliefert.

Man steigt ein mit der heiteren Hymne über „Bogotá“, einem der stärksten Lieder des Albums. Criolo halb rappt, halb singt zu lauten Trompeten, Pauken und Percussions, Funkeinflüsse sind bei dem Opener nicht zu bestreiten.

Danach geht es mit der erstem Single-Auskopplung „Subirusdoistiozin“ etwas ruhiger weiter, bis man schon beim dritten Song „Não existe amor en S.P.“ zu dem zweiten Highlight gelangt. Die Ruhe und Traurigkeit, die er mit sich trägt, berührt sofort. Man fühlt sich fast wie versteinert und versucht den sinnhaften Text, der São Paulo nicht gerade im besten Licht darstellt, so gut es geht zu verstehen (Sprachkenntnisse sind natürlich von Vorteil): „Die Bars sind gefüllt mit leeren Seelen / die Habgier erbebt / die Eitelkeit erregt / … / Man muss nicht sterben, um Gott zu sehen“. Selbst wenn man noch nie in dieser Mega-City war, erkennt man durchs bloße Anhören dieser Musik die Bedrücktheit, Anonymität und Antipathie der Metropole.

Die weiteren Songs wurden durch Dub, Rap, Jazz, Samba, Afro-Brasilianische Musik und viele weitere Musik-Richtungen beeinflusst, sodass jeder einzelne seine absolut eigene Identität und Einzigartigkeit aufweisen kann, die die Platte nicht spannender sein lassen könnten. Top-Stücke sind unter anderen auch das eingängige „Freguês de Meia Noite“, das aggressivere „Lion Man“ und das wunderschön melodische „Linha de Frente“, bei dem seine unter die Haut gehende Sing-Stimme am besten zum Vorschein kommt.

Entstanden im Melting Pot São Paulo passt dieses Album zu eben jener Stadt wie die Faust aufs Auge – die Kulturen, Religionen, Menschen und Traditionen, die in S.P., wie Criolo es in seinem Hit abkürzt, aufeinandertreffen, spiegeln die unterschiedlichen Einflüsse von Criolos Musik perfekt wider.

Article written by:

Schön, dass ihr hier seid! Ich bin Stephan und schreibe hier über meine Leidenschaft. Mit mir könnt ihr Lateinamerika erleben, lesen und lieben lernen! Ich würde mich freuen, wenn ihr mir auf Facebook, Twitter, Google+ oder Pinterest folgen wollt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert