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Reise

Die gefährlichsten Städte Lateinamerikas (und der Welt)

Caracas, Venezuela

Die gefährlichsten Städte Lateinamerikas sind leider gleichzeitig die gefährlichsten Städte der Welt. Nirgendwo wird soviel gemordet wie hier.

Die gefährlichsten lateinamerikanischen Städte

1. San Pedro Sula (Honduras)

Die mit knapp 750.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt von Honduras ist bei weitem die gefährlichste Stadt Lateinamerikas und der Welt. Auf 100.000 Einwohner kamen im Jahr 2013 ganze 187 Morde (die Dunkelziffer ist vielleicht sogar höher). Damit ist es selbst für Touristen keine gute Idee, alleine oder nachts durch die Straßen zu gehen. Selbst bei Helligkeit stehen Raubüberfälle auf dem Tagesprogramm. Mit äußerster Vorsicht kann man allerdings tagsüber die Durchreise wagen – entweder mit Hilfe von gebuchten Touren, hochwertigen Hotels oder offiziellen Taxifahrern. Denn man kann sie schlecht meiden, wenn man die schönsten Sehenswürdigkeiten und Touristenattraktionen von Honduras besichtigen möchte: die karibische Stadt Tela und die vorgelagerten Inseln Roatán, Útila und Guanaja sowie die Maya-Ruinenstadt Copán, die kein Mittelamerika-Reisender verpassen sollte, sind am besten über diese gefährliche Großstadt zu erreichen. Auch der Yojoa-See, die Wasserfälle von Pulhapanzak und der Nebelwald Cusuco befinden sich in unmittelbarer Nähe.

San Pedro Sula, Honduras

Foto: „San Pedro Sula“, Ian Mackenzie / CC BY 2.0, bearbeitet

2. Caracas (Venezuela)

Die gefährlichste Hauptstadt Südamerikas hat eine Mordrate von 134 pro 100.000 Einwohner. Vor allem in den Elendsvierteln am Rande der Stadt an den Berghängen des Ávila-Massivs wird mit den unzähligen, illegalen Schusswaffen, die in Caracas im Umlauf sind, etliche Menschen getötet. Die Drogenbanden und Jugendgangs des organisierten Verbrechens bekämpfen einander rücksichtslos, die Ausgangslage für einen Mord ist oft nur ein lapidarer Streit. Seit dem Tod von Hugo Chávez im Jahr 2013 hat sich die Sicherheitslage in Venezuela sogar noch weiter verschlimmert, wodurch man niemandem guten Gewissens empfehlen kann, lange in der Stadt zu bleiben. Als weiteren Grund für die hohe Kriminalität könnte man das teure Leben angeben – Caracas gilt als eine der teuersten Städte der Welt.

Caracas, Venezuela

Foto: „Caribbean South America 039“, Stefan Krasowski / CC BY 2.0, bearbeitet

3. Acapulco (Mexiko)

Die mexikanische Badestadt am Pazifischen Ozean galt lange als das schönste Luxus-Urlaubsziel in Mexiko. Teure Hotel, Designer-Läden, schicke Restaurants und Top-Strände verführen die reichen Reisenden mit ihren Qualitäten. Leider gibt es abseits von Gourmet, Wellness, Lifestyle und Luxus auch eine andere Seite von Acapulco: Der Krieg der Drogenbanden hat längst die Stadt eingenommen, nicht selten werden hier Leichen auf der Straße, in Taxis oder am Strand entdeckt. Mit 113 Morden pro 100.000 in 2013 schaffte es Acapulco auf Platz 3.

Aussicht auf Acapulco bei Nacht

Foto: „Acapulco es Acapulco“, Jorge Martinez / CC BY-SA 2.0, bearbeitet

4. Cali (Kolumbien)

Durch die Bürger- und Drogenkriege in Kolumbien hat sich das Armenviertel Siloé vor den Toren von Calis Innenstadt zu einem gefährlichen Milieu entwickelt. Einerseits siedelte sich das organisierte Verbrechen mit seinen Drogengeschäften hier an, andererseits verstecken sich hier Untergrundskämpfer der FARC und des M19, die mindestens genauso gewaltbereit sind, wenn es um ihre Prinzipien geht. Cali an sich sollte dagegen trotzdem bei Backpackern und anderen Kolumbien-Erkundern weit oben auf ihrer Liste stehen. Hier gibt es etliche Kirchen, Monumente, Parks und Plätze, die man besichtigen kann. Außerdem wohnen hier ja auch die schönsten Frauen der Welt (nicht selten durch einen der vielen hier angesiedelten Schönheitschirurgen noch etwas aufgepimpt), mit denen man in einem der vielen Salsódromos tanzen gehen sollte. (Mordrate 2013: 83)

Cali, Kolumbien

Foto: „Looking down to San Antonio, Cali, Colombia 08“, Ben Bowes / CC BY 2.0, bearbeitet

5. Maceió (Brasilien)

Verwunderlich mag erscheinen, dass Maceió und nicht São Paulo oder Rio de Janeiro an der Spitze der Mordstatistik in Brasilien im Jahr 2013 stand. Ist die Hauptstadt des Bundesstaates Alagoas doch bekannt für seine tropischen Strände, Sprachschulen und Korallenriffe, welche die Touristen in Strömen anzieht. Die Gewalt findet allerdings hauptsächlich in den 15 Favelas rund um die Stadt statt, sodass sich die Besucher nicht allzu sehr fürchten müssen, so sagen das zumindest die offiziellen Stellen. Während in den beiden größten Städten des Landes, Rio und São Paulo, die Wirtschaft wächst und sich somit die Lebensqualität der Bewohner verbessert und die Kriminalität zurückgeht, erfährt Maceió den gegenteiligen Effekt. Immer mehr Menschen leben unter der Armutsgrenze und müssen sich ihren Lebensunterhalt mit Drogenhandel – auch weil es an Bildung für bessere Jobs fehlt, schließlich sind etwa ein Viertel der Favela-Bewohner Analphabeten.

Maceió, Brasilien

Foto: „2005.05: Maceió, AL, Brasil“, Rodrigo Accurcio / CC BY 2.0, bearbeitet

6. Distrito Central (Honduras)

Mit 79 Morddelikten pro 100.000 Einwohner hat es eine weitere Stadt in Honduras 2013 auf die Liste der zehn gefährlichsten Städte der Welt gebracht. Besser gesagt geht es um die Zwillingsstädte Tegucigalpa und Comayagüela, die immer weiter anwachsen, da die Honduraner aus ländlichen Gegenden wegen den besseren Lebensverhältnissen, die sich so sehr wünschen, in die Hauptstadt-Agglomeration ziehen. Leider ist das Gegenteil der Fall: Immer weniger Menschen finden durch die Bevälkerungsexplosion noch Arbeit, weswegen viele in die Kriminalität abrutschen. Raubüberfälle, Carjacking und Einbrüche sind da noch das Harmloseste – viele Räuber machen auch vor Vergewaltigungen und Mord nicht Stopp. Besonders aufpassen sollten Reisende bei dem Besuch der Hauptattraktion von Tegucigalpa, der Basílica de Suyapa, die mitten in einem gefährlichen Gebiet oft von Kriminellen frequentiert werden, umso den betuchten Touristen das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Tegucigalpa (Distrito Central), Honduras

Foto: „Tegucigalpa, Honduras Long Exposure from Humuya Inn“, Nan Palmero / CC BY 2.0, bearbeitet

7. Fortaleza (Brasilien)

Beim Karneval 2014 wurden alleine 25 Menschen in der Touristen-Destination Fortaleza getötet. Anhand dieser Zahl kann man schon erkennen, dass sie sich den siebten Platz in dieser Liste redlich „verdient“ hat. Auf 100.000 Einwohner kamen vor zwei Jahren 73 Tötungen. Besonders Jugendliche, die ihre Drogengeschäfte erledigen, findet man unter den Opfern. Leider ist die Polizei hier total unterbesetzt und absolut überfordert, wodurch von den 50.000 aktuell gesuchten Verbrechern nur ein winziger Bruchteil geschnappt werden kann. Zusätzlich sind die Zellen in den Gefängnissen und Polizeistationen der tropischen Metropole maßlos überbesetzt, was natürlich auch nicht gerade dabei hilft, die Mörder im Zaum zu halten.

Fortaleza, Brasilien

Foto: „Fortaleza“, Julião Matos / CC BY 2.0, bearbeitet

8. Guatemala-Stadt (Guatemala)

Sechs von zehn Menschen besitzen in Guatemala-Stadt eine Waffe. Viele beteuern nur als Selbstschutz, doch wenn man sie schon bei sich trägt, sitzt sie oft auch eher locker – gerade in Guatemala, wo Polizei und Justiz sich schwertun, die Verbrecher zu bestrafen. Oft fehlen Beweise oder es besteht Angst, selbst als Ziel auserkoren zu werden. In der Hauptstadt des zentralamerikanischen Landes werden selbst die Reichen in den teuren Wohngegenden oder gar Touristen vor Banken oder Einkaufszentren nicht verschont. Oft kommt es zu Einbrüchen, Raubüberfällen oder im Vergleich dazu eher harmlosen Taschendiebstahl. Doch auch gewalttätigere Verbrechen wie Vergewaltigung und Mord häufen sich immer mehr. Alleinreisende Frauen oder weibliche Autofahrer sollten sich besonders in Acht nehmen und lieber gleich aus Guatemala-Stadt ins nahegelegene Antigua oder nach Quetzaltenango (Xela) fahren, wo die Situation viel besser ist. Allgemein kann man sagen, wer die Hauptstadt meidet, kann in Guatemala den Traumurlaub seines Lebens erleben.

Guatemala-Stadt

Foto: „Ciudad de Guatemala…“, Javier Ruata / CC BY 2.0, bearbeitet

9. João Pessoa (Brasilien)

Einst galt sie als eine der sichersten Städte Brasiliens, heute steht sie dagegen auf dem vorletzten Platz dieser Statistik. Gründe dafür sind einerseits die weiter aufgehende Schere zwischen Arm und Reich, andererseits die „Heimkehrer“ aus größeren Städten wie Rio und São Paulo. Viele Kriminelle wurden von dort durch eine bessere Polizei und Justiz vertrieben und mussten in ihre Heimatstädte zurückkehren, wo sie ab diesem Zeitpunkt ihr Unwesen trieben. Auch hier spielt sich die Gewalt vor allem in Vororten ab, wo viel mit Drogen gehandelt wird. Mit 67 Morden pro 100.000 Einwohnern erreicht João Pessoa trotz des vorletzten Platzes immer noch einen grauenerregenden Wert. Grundsätzlich ist die Situation im Süden Brasiliens stabiler, weswegen man dort vielleicht zur Zeit eher Urlaub machen sollte als in den gefährlicheren Städten und Regionen im Norden.

João Pessoa, Brasilien

Foto: „Centro de João Pessoa (vista do Ed. Caricé)“, knnth andrade / CC BY 2.0, bearbeitet

10. Barquisimeto (Venezuela)

Die instabile politische Situation und die damit einhergehende hohe Armut und Inflationsrate sowie die akute Lebensmittelknappheit sind die wichtigsten Gründe für die ausufernde Kriminalität in ganz Venezuela. Auch Barquisimeto wird davon leider nicht verschont, obwohl es sich einen guten Ruf als Universitätsstadt und Urlaubsziel gemacht hat. Im Jahr 2013 starben hier 65 Menschen pro 100.000 Einwohner, was sicher auch mit einer in diesem Jahr stattgefundenen Gefängnisrevolte zu tun hat. Dennoch sollten man nicht die Augen verschließen vor einer allgemein wachsenden Mordrate.

Barquisimeto, Venezuela

Foto: „Feliz año 2009“, Inti / CC BY 2.0, bearbeitet

Diese Statistik ist aus dem Jahr 2013 und berücksichtigt keine Städte in Kriegsgebieten.

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