Der Jahresrückblick für das Jahr 2019 versucht mal wieder, besonders gelungene Alben und Tendenzen des Jahres in Erinnerung zu rufen.
Auffällig war, dass Alben, die mit der Karibik verwurzelt sind, eine größere Rolle gespielt haben. Allen voran sei
Leyla McCalla – „The Capitalist Blues“
JazzVillage, Harmonia Mundi
USA, Karibik / Folk
genannt. Die amerikanische Sängerin mit haitianischen Wurzeln versteht sich hier musikalisch als Bindeglied zwischen New Orleans und der Karibik. Ihre Alben und insbesondere ihre spätere Beteiligung in einem Quartett zusammen mit Rhiannon Giddens, Amythyst Kiah und Allison Russell und deren Veröffentlichung Songs Of Our Native Daughters (Smithsonian Folkways Recordings) stehen für eine neue, weibliche Folkrichtung. Es ist eine Bewegung selbstbewusster, farbiger Frauen, die mit ihren Songs aufmerksam machen auf den Zusammenhang von sexueller und ökonomischer Ausbeutung afroamerikanischer Frauen in der Geschichte und ihrer heutigen Situation. Bewusst werden dabei einfache Instrumentierung und drastische Texte gewählt, was durchaus gewollt an den Folk von Woody Guthrie und Pete Seeger erinnert. Ebenfalls zu dieser Richtung zählen kann man die von der Karibikinsel Grenada stammende
Kaia Kater – „Grenades“
Smithsonian Folkways Recordings, Galileo-mc
Grenada / Indiefolk
Einen Aufschrei gegen den Wahnsinn der neuen rechtsextremen Regierung Brasiliens machte im Presseinfo zu seinem neuen Album der brasilianische Singer/Songwriter
Lucas Santtana – „O Céu É Velho Há Muito Tempo“
NØ FØRMAT, IDOL, Indigo
Brasilien / Singer-Songwriter
Damit überraschte er alle, denn bisher galt er eher als Innovator und Klangexperimentator. Hier ließ er jegliche Effekte weg und verließ sich nur auf die Gitarre und seine Stimme. Politische Kritik in sensiblen, musikalisch gelungenen Balladen.
Dani Gurgel – „Tuqti“
Berthold Records, Cargo
Brasilien / Brazil Jazz
Während aus Brasilien lange nichts Überzeugendes kam, waren die letzten Alben, die erwähnenswert waren, von virtuosen Jazzsängerinnen geprägt. Die brasilianische Sängerin Dani Gurgel hat z. B. eine neue Art des Scattens erfunden. Temporeichtum und Virtuosität, aber vor allem eine eigene, auf dem Portugiesischen aufbauende Lautmalerei prägt ihren Gesangsstil auf.
Grazie Wirtti & Matías Arriazu – „Cacador De Infância“
Carmo, ECM
Brasilien / Brasilianischer Ethnojazz
Dazu passt die brasilianische Sängerin Grazie Wirtii, die mit ihrem argentinischen Gitarristen Matías Arriazu zusammen die Kunstfertigkeit eines Egberto Gismonti fortsetzt. Kein Wunder, hat dieser die beiden entdeckt und produziert, was man nur als Empfehlung nehmen kann.
Las Hermanas Caronni – „Santa Plástica“
Les Grands Fleuves, Broken Silence
Argentinien, Frankreich / Kammermusik, Latin
Kunstfertig sind auch die argentinischen Zwillingsschwestern Gianna und Laura Caronni, die sich mit ihren nicht alltäglichen Instrumenten Klarinette und Cello sowie ihrer ungewöhnlichen Mischung aus lateinamerikanischer Folklore, impressionistischer Klassik und fast meditativen Klängen in den letzten Jahren einen großen Namen erarbeitet haben. Ihr neues Album setzt zusätzliche Akzente durch eingängige Melodien und jazzige Gäste.
Yilian Canizares – „Erzulie“
Absilone, Galileo-mc
Kuba / World Music, Jazz
Bleiben wir bei den Musikerinnen, die im Rückblick bei den besten Alben die Mehrheit bilden. Die kubanische Geigerin und Sängerin Yilian Canizares hat etwas geschafft, was mit kubanisch verwurzelter Musik inzwischen unheimlich schwer fällt: Einen wirklich eigenen Sound zu entwickeln. Sphärisch, teils düster, aber auch romantisch, jazzig, rockig, experimentell. Sollte man sich merken.
Angélique Kidjo – „Celia“
Verve, Decca France, Universal
Kuba / Afro-kubanischer Salsa
Noch weitere Musikerinnen gefälligst? Hier sind gleich zwei: Afrikas inzwischen wohl international bekannteste Sängerin Angélique Kidjo hat ein Album der kubanischen Salsa-Königin Celia Cruz gewidmet und dabei die Songs „afrikanisiert“. Ein interessanter Hybrid.
Combo Chimbita – „Ahomale“
Anti-, Indigo
Kolumbien, USA / Psychedelic Tropical Music
Auch die kolumbianisch-amerikanische Band Combo Chimbita hat mit Carolina Oliverso eine stimmgewaltige Frontfrau. Die Gruppe überrascht mit psychedelischen Sounds, in denen sich mystischer Anden-Folk, Cumbia-Rhythmen, wimmernde Elektronik, krachiger Garage Rock, Dub-Elemente, aber auch afrikanische Souskous-Gitarren derart vermischen, dass man beim Hören schwindelig werden kann.
Guts – „Philantropiques“
Heavenly Sweetness, Broken Silence
Frankreich/ Afro-Karibik-Crossover
Eine weitere der neuen Crossover-Bands ist Guts. Die Band spielt Calypso, Samba, Afro Beat, aber auch Soul, Jazz und Funk. Die Musik groovt vor allem gut und zeigt die innere Verbundenheit der Musik Lateinamerikas und Afrikas.
Santana – „Africa Speaks“
Concord, Universal
Latin-Afro-Rock
Selbiges kann man auch zu Carlos Santanas neuem Album sagen und doch ist es auch eine weitere Rückkehr zu seinen Wurzeln im Latin Rock. Rock-Jamsessions mit großer Betonung afrikanischer Rhythmik. Selten klang er nochmal so wie in seiner Anfangszeit.
Mariachi los Camperos – „De Ayer Para Siempre“
Smithsonian Folkways, Galileo-mc
Mexiko / Mariachi
Santana ist ja mexikanischer Abstammung, Mariachi-Klänge gibt es aber nie bei ihm. Das sollte man auch den Spezialisten überlassen wie der Truppe Mariachi los Camperos, die sich vor Preisen kaum mehr retten kann und zwar zu Recht. Mariachi-Musik in Perfektion.
Wir gehen jede Woche in unseren latin club in salzburg.
dabei tanzen und feiern wir als ob es kein morgen gibt.
latin music forever :)
liebe grüße
tina von wimpernverlängerung