Es gibt viel Neues in der lateinamerikanischen Musikszene, diesmal allerdings nicht besonders viel aus Brasilien – ob es am neuen Präsidenten liegt?
Miriam Aïda – „Loving The Alien“
Connective Records, Broken Silence
Schweden / Brazil-Pop
Kennen Sie Dr. Who? Das ist eine englische Science Fiction-Kult-Fernsehserie, in der ein Zeitreisender seit Jahrzehnten Abenteuer erlebt, ab und zu stirbt und dabei als eine neue Person reinkarniert – zuletzt als Frau. Wir wünschten uns auch, dass der legendäre David Bowie reinkarnieren würde. Vielleicht hat er das jetzt ja getan und als Frau noch dazu. Die schwedisch-marokkanische Sängerin Miriam Aïda hat ein Album mit ausschließlich Bowie-Songs aufgenommen, aber mit afrobrasilianischen Rhythmen. Diese etwas merkwürdige Reinkarnation würde ja zu Bowie passen. Ob sie jedem Bowie-Fan gefällt, sei mal dahingestellt, weil zu wenig rockig. Hochinteressant ist das Album allemal. Nur mit weiblicher Stimme, akustischer Gitarre und Perkussion werden hier seine Songs, teilweise sogar auf Portugiesisch interpretiert. Das klingt natürlich weit weg vom Original, aber die Songs haben Bestand. Vielleicht sollte man Bowie dabei mal kurz vergessen und die Stücke für sich nehmen, hier wirkt der Sound, das Arrangement. Bowies Kompositionen sind für ein Bossa Nova-Stück nicht die schlechteste Wahl, sie sind prägnant, vereinnahmend und berührend. Die Eigenarten von Bowies Gesang, seine leicht gebrochene, etwas irre klingende Stimme und eine größere Intensität fehlen hier völlig, hat aber alles seinen Reiz. Etwas mehr stilistische Abwechslung hätte dem Album gut getan, denn wenn Aïda plötzlich „Ashes To Ashes“ als Reggae bringt, wird das Ganze sogar richtig gut.
Leyla McCalla – „The Capitalist Blues“
JazzVillage, Harmonia Mundi
USA, Karibik / Folk
Die amerikanische Sängerin mit haitianischen Wurzeln versteht sich musikalisch als Bindeglied zwischen New Orleans und der Karibik. Fast jedes Stück bedient einen anderen Stil, vom New Orleans Jazz bis zum Calypso, vom Zydeco bis zu frühen Soulballaden oder gar hawaiianischen Klängen. Inhaltlich stellt sie sich in eine Tradition der Protestsänger der 40er bis 60er Jahre. Ihre Begleitung ist mit Banjo oder E-Gitarre bewusst einfach gehalten, um nicht zu sagen fast ein bisschen vorgestrig wirkend, denn Maracas und Tambourin hört man heute kaum noch in der Rhythmusbegleitung. Dies soll aber an eine Zeit erinnern, in der Songwritertexte politisches Gewicht hatten, bei Protestmärschen gesungen wurden und daher einfach strukturiert waren. In den letzten Jahren scheint überhaupt in den USA sich eine Folkbewegung zu entwickeln, die direkt an Woody Guthrie, Pete Seeger, alten Bluessängern oder Dylan ansetzt, siehe z. B. die jüngeren Alben von Ry Cooder. Und darum geht es hier wohl auch: Das politische Lied zu stärken oder sagen wir es anders, in einer immer kapitalistischeren Gesellschaft des „America First“ daran zu erinnern, dass viele Amerikaner karibischen Ursprungs sind, aber nichts desto weniger Amerikaner sind. Da spielt der etwas behäbig wirkende musikalische Ausdruck nicht die entscheidende Rolle.
Dowdelin – „Carnaval Odyssey“
Underdog Records, Broken Silence (CD), Believe (Digital)
Frankreich, Französische Antillen / Creole Electro Popjazz
Von Haiti zu den Französischen Antillen. Das Trio Dowdelin kommt zwar aus Lyon, besteht aber aus karibischen Musikern. Sie fabrizieren eine ungewohnte Mischung aus kreolischer Musik, Gospel-Rhythmen, Jazz und Electropop. Dabei wird kreolisches Französisch gesungen. Das Trio ist ein weiteres Beispiel dafür, dass von den kleineren karibischen Inseln momentan viel musikalische Experimentiertierfreudigkeit kommt. Die Musik von Dowdelin ist vor allem von vibrierenden Rhythmen geprägt, die teils von Perkusssion, teils von Rhythmusmaschinen erzeugt werden. Das erinnert an Verfolgungsfahrten, wie auch etwas an den temporeichen und schrägen Sound der kongolesischen Band Staff Benda Bilili. Mit dem Klang von Rhythmusmaschinen und Synthesizern aus den frühen 80ern wie im Electro Pop versucht man Adrenalinstöße zu verursachen, was aber manchmal etwas nervig wirkt und auf Kosten des Groove geht. Immerhin ist das alles sehr eigenständig und unverbraucht.
Conexiòn Cubana – „La Maravilla“
Connector Records, in-akustik
Kuba / Son
Conexiòn Cubana ist eine altgediente Truppe des kubanischen Son, die 13 Jahre zusammen spielte, dann als Soneros De Verdad weitermachte, sich jetzt aber mit fast gleicher Besetzung wiedergründete. Insbesondere die Hinzunahme des Pianisten Heber Méndez macht sich dabei positiv bemerkbar. Von den Produktionen aus dem Termidor-Stall der letzten Jahre ist diese hier die vielleicht überzeugendste. Die Band spielt aufgeweckt, hat echte Ohrwürmer dabei und ihr „Muévete“ mit dem rauchigen Sänger Pedrito Calvo wirkt fast wie eine Rock’n’Roll-Nummer.
Paquito D’Rivera mit Arturo Sandoval – „Reunion“
Timba Records/ in-akustik
Kubanischer Latin Jazz
Aus dem Termidor-Stall gibt es jetzt auch jede Menge Wiederveröffentlichungen aus dem Musikerkreis der legendären kubanischen Jazzband Irakere. Allen voran die Wiedervereinigung von Paquito D’Rivera mit Arturo Sandoval. Beide setzten hier 1990 die innovative Art ihrer früheren Band fort. Leichtfüßig verweben sich kubanische Musik und anspruchsvoller Jazz, wobei Sandoval selbst mit gestopfter Trompete überzeugt. Diese Musik ist (bis heute) hochenergetisch, temporeich, virtuos, ständig wechselnde Einflüsse bietend, mit perfektem Unisonospiel und trotz aller Virtuosität der Soli hier noch relativ stark vom Ensemblespiel geprägt. Da wird viel ausprobiert, von Gillespie-Stücken bis Fusion-Elementen. Dann geht die Reise nach Venezuela mit einem dortigen Walzer auf der klassischen Gitarre übergehend in einen brasilianischen Choro, der so gut auf Jazz getrimmt ist, wie man es seitdem kaum besser gehört haben dürfte. Und auch danach gibt ’s noch mal einen jazzigen Samba. Von wegen die irren Kubaner spielen nur ihr eigenes Zeug oder Jazz. Beachtlich, wenn man bedenkt, wie viele Jahrzehnte die Irakere-Größen nun schon ihr Niveau halten.
Juan Pablo Torres – „Together Again – Juntos Otra Vez“
Connector Records, in-akustik
Kubanischer Latin Jazz
Und noch eine Wiedervereinigung kubanischer Musiker in den USA aus dem Jahr 2002, die jetzt wieder aufgelegt wurde. Der 1992 in die USA emigrierte, kubanische Posaunist Juan Pablo Torres hat hier einerseits fast ein Meeting von Top-Posaunisten wie Robin Eubanks und Steve Turré arrangiert, andererseits sind die Sidemen wie schon wieder Arturo Sandoval, Piano-Legende Chucho Valdes oder Drummer Giovanni Hildalgo auch nicht zu verachten.
Glenn Millers „Moonlight Serenade“ wird zum Cha-Cha-Cha und der Swing-Klassiker „Pennsylvania 6-5000“ zum Mambo transformiert. Intensiver als auf manch anderer Scheibe sind die Perkussionisten und unkonventionelle Metren zu hören. Solistisch spielen sich insbesondere im Stück „Torres And Turré“ die hier genannten Posaunisten derart in Rage, dass man fürchten muss, sie abführen zu müssen. Die Bläsersätze sind wie üblich sehr komplex, woraus sich das einzige Manko dieses Latin Jazz ergibt: Melodien, die mal im Gedächtnis hängen bleiben, findet man nicht. Hier spielen sich Musiker einfach heiß. Sehr heiß.
Gran Afro Cuban Orchestra De Generoso Jimenez – „Generoso Que Bueno Toca Usted“
Connector Records, in-akustik
Kuba / Classic Cuban Jazz
Was den Latin Jazzern fehlt, hatten die Kompositionen des kubanischen Posaunisten Generoso Jimenez: Einprägsamkeit und eine gewisse Eingängigkeit, dafür waren die Improvisationen nicht ganz so wild. Auch die Bläsersätze sind weniger komplex, aber die Arrangements kontrastreicher, ja origineller. Teilweise hört man auch noch Klangelemente der Swingzeit. Jimenez zählte zum klassischen kubanischen Jazz der 50er Jahre. Er war der Arrangeur des erfolgreichsten Big Band-Leaders Benny Moré, dessen Musik von Son Montuno, Mambo und Bolero geprägt war, er machte insgesamt aber nur vier Alben. Dieses Album von 2002 ist eine Art Vermächtnis. Nachdem er in den 60ern politisch in Ungnade fiel, bekam er hier die Chance, seine Musik mit illustren Gästen wie Arturo Sandoval und Paquito D’Rivera, Juan Pablo Torres oder Rubalcaba Gonzales noch einmal aufleben zu lassen. Dafür gab es einerseits eine Grammy-Nominierung, andererseits auch Kritik in den USA wegen der Zusammenarbeit mit den exilkubanischen Musikern. Die hatten gefälligst nicht mit dagebliebenen Kubanern zu kooperieren. Jimenez‘ Musik ist geschmeidig und herzerfüllend, aber er hatte auch geniale Ideen. Man höre sich nur die Bläserspiralen in „Aprendiendo A Tocar Saxofon“ an, dessen Melodie zudem etwas an das wunderschöne „El Manisero“ erinnert. Generoso Jimenez, der 2007 verstarb, gebührt ein Platz unter den ganz großen Musikern Kubas.
Julio Barreto Cuban Quartet – „Iyabó“
Connector Records, in-akustik
Kuba / Latin Fusion
Eine weitere Wiederveröffentlichung aus dem Jahr 2000 betrifft den kubanischen Schlagzeuger Julio Barreto. Er tendiert mehr zum Fusion Jazz á la Weather Report, dennoch bleibt dies kubanischer Jazz. Die Musik wirkt griffiger und er erweist sich als einer der großen Schlagzeuger der kubanischen Jazzszene. In seiner Version von Jimi Hendrix‚ „Third Stone From The Sun“ wird aus Hendrix‘ Gitarrensturm ein trommelnder Wirbelwind. Er griff hier auf kubanische Musiker, die in Europa leben, zurück und holte sich als Gast zudem Saxofonist Ravi Shankar.
Gregor Huebner – „El Violin Latino Vol. 3, Los Sonadores“
GLM, Soulfood
Deutschland, Kuba / Kubanischer Jazz
Der in New York lebende deutsche Geiger Gregor Huebner erforschte bisher mit zwei Alben die Rolle der Violine in der lateinamerikanischen Musik. Hier konzentriert er sich ganz auf Kuba. Natürlich klingt kubanische Musik anders, wenn man Trompeten gegen eine Violine austauscht. Unabhängig davon wirkt seine Musik vergleichsweise jazzorientierter. So arrangierte er auch John Coltranes „Equinox“ auf kubanisch. Das untypischste Stück hinterlässt dennoch die größte Wirkung: „Para Un Mejor Mundo“ ist ein sehr atmosphärisches Duett der Violine mit einer Harfe.
Ivan ‚Mamão‘ Conti – „Poison Fruit“
Far Out Recordings
Brasilien / Brazil-Jazz, Club Music
Ivan ‘Mamão‘ Conti, seines Zeichens Drummer des brasilianischen Jazz-Funk-Trios Azymuth, deutet es auf dem Cover schon an: Er hat in eine giftige Frucht gebissen und die Folge ist eine gespaltene Persönlichkeit. Conti wollte es noch mal wissen und versuchte hier mit Rhythmusmaschinen und Electronica-Sounds Zugang zum Dancefloor zu gewinnen. Dagegen ist nichts zu sagen, experimentierte Conti schon in den 60ern mit elektronischen Effekten. Bereits Airto Moreira baute vor rund zehn Jahren moderne Sounds in seine Musik ein, ohne richtig dabei zu überzeugen. Das Problem von „Poison Fruit“ ist, über drei Akkorde, die sich ständig wiederholen, geht es selten hinaus. Man weiß im Grunde nach wenigen Sekunden, wie das Stück weitergeht. Die Tracks wirken eher wie Demos und Ideenskizzen. Da fehlten Conti das kompositorische Potential und der passende Produzent. Einige brasilianischere Stücke sind atmosphärisch gelungen, aber auch sie treten irgendwann auf der Stelle. Insbesondere die angehängten Remixe sind mehr als verzichtbar.
Quinteto Astor Piazzolla – „Revolucionario“
Odradek, in-akustik
Argentinien / Tango Nuevo
Wer es nicht weiß: Dieses Quinteto Astor Piazzolla ist eine von Piazzollas Witwe gegründetes Ensemble, das seit über 20 Jahren durch die Welt reist und seine Werke spielt. „Revolucionario“ ist wiederum die erste CD von vieren, die bis zum Jahr 2021 zum 100. Geburtstag des Komponisten erscheinen sollen. Sie bietet Werke aus dem Zeitraum 1950er bis 1980er Jahre, davon einige nie aufgenommene Stücke. Piazzollas Musik ist auch heute noch fordernd, weitete er den Tango doch mit den Mitteln des Jazz sowie der Neuen Musik aus. Die Erweiterung seiner Musik durch elektrische und Schlaginstrumente ist hier jedoch nicht zu hören. Auffällig ist, wie die Musik Piazzollas von Gegensätzen lebt: Sie kann stürmisch und zärtlich, schnell und langsam, melodisch und rhythmisch, leise und laut, ja sogar kindlich und dramatisch sein und es wird auf den Instrumenten geklopft und gekratzt. Die Spieler werfen sich im Sekundentakt die Bälle zu um ein Echo zu bilden, und spielen plötzlich wieder synchron zusammen. Mehr als ein halbes Jahrhundert nach Entwicklung des Tango Nuevo wird Piazzollas Musik in Kreisen gewürdigt, die ihn damals heftig abgelehnt haben.
Juan José Mosalini Orchestra – „Live Tango“
Doublemoon Records
Argentinien / Tango
Und noch mal Tango, aber eher klassisch. In dieser Wiederveröffentlichung von Konzertaufnahmen seiner Welttournee von 2007 setzte Mosalini auf großorchestrale Fassungen von Tangos alter Meister der 1940er und 1950er Jahre bis hin zum Tango Nuevo, wie sie eher selten zu hören sind. So präsentiert, ist es nachvollziehbar, warum Tango-Komponisten öfters auch für Filmmusik eingesetzt wurden. Die großen Dynamikunterschiede rufen direkt danach. Eine schöne Doppel-CD für Liebhaber des authentischen Tangos.
Fernando Otero & Victor Hugo Villena – „Buenos Aires Now“
Ruta Records
Argentinien / Tango
Befreit von stilistischen Fesseln, modernen Tendenzen und Ansprüchen wie im Tango Nuevo spielen hier der Pianist Fernando Otero und der Bandoneon-Spieler Victor Hugo Villena eine ruhige, meditative, gefühlvolle, impressionistische Musik, die den Tango als Anhaltspunkt und Inspirationsquelle nimmt. Spürbar hören die beiden einander zu, nutzen das Instrumentarium als Klangwerkzeug für einen Tango der Stille und Besinnlichkeit. Die Art erinnert an Dino Saluzzis intensives Bandoneon-Solo-Album „Andina“ auf ECM aus dem Jahr 1988. Ein fast sakrales Erlebnis.
The Bongo Hop – „Satingarona Pt. 2“
Underdog Records, Broken Silence (CD), Believe (digital)
Crossover Afrokolumbianisch
Der französische Trompeter Etienne Sevet ist weit gereist und verbindet hier mit seiner Band The Bongo Hop kolumbianische Costa-Musik und afrikanische Stile wie Afro Beat, angolanischen Semba, oder Highlife. Gesungen wird je nach Gastsängern Französisch oder Spanisch und auch mal gerappt. Die Band setzt etliche Bläser ein und versteht sich als auf den Dancefloor ausgerichtet. Die Integration afrikanischer mit lateinamerikanischer Musik gelingt Sevet im Prinzip, für den Dancefloor ist die Musik manchmal allerdings zu behäbig. Erst im letzten Stück legt die Truppe tempomäßig einen Zahn zu und überzeugt dann rhythmisch wie melodisch.
Nicola Cruz – „Siku“
ZZK Records, Indigo
Ecuador / Electronica
Der ecuadorianische Produzent vereint auf seinem Album Rhythmen aus Asien, Afrika und Lateinamerika wie kolumbianische Cumbia-Rhythmen oder auch ein brasilianischer Samba, wobei hier akustische Instrumente im Vordergrund stehen und nur ab und zu elektronische Klänge zur Einfärbung eingespielt werden. Zwischen relaxten loungigen Tracks und jazzigen Improvisationen mit dem Balafon einerseits und einige Folksongs andererseits liegt die Bandbreite. „Voz De Las Montanas“, ein unrhythmisches Stück mit einer hohen Frauenstimme, ragt bei den Songs heraus. Die rhythmischen Tracks haben allerdings zu sehr den Charakter von bloßen Rhythmusspuren. Da wären ein paar inspirierte Instrumentalsoli angesagt gewesen.
„Strictly The Best 58 (Reggae Edition)“
Verschiedene Künstler
VP Records
Jamaika / Roots Reggae
Jährlich bringt VP Records seine Reggae-Kompilation „Strictly The Best“ heraus und auch die 58. Ausgabe ist ein ganz guter Überblick über die Roots-Szene. (Für Dancehall gibt es eine gleiche Reihe.) Roots Reggae ist gegenüber daraus hervorgegangenen Stilen wie Dancehall, Reggaeton oder Dub heute ja weniger präsent als zu Bob Marleys Zeiten, gleichwohl gibt es weiterhin aktiven Nachwuchs. Wem die modernen Stile zu sehr Richtung Hip Hop gehen, der wird an dieser Zusammenstellung seine Freude haben: Hier klingt Reggae noch nach Reggae und hat auch eine bessere Soundqualität als in früheren Zeiten. Wenn im Reggae was verändert oder gar ausprobiert wurde, dann ist oft ein eigener Stil draus geworden und daran krankt etwas der Gesamteindruck des Albums. Qualitativ ist das gut gemacht und es gibt eigentlich keine großen Unterschiede. Das heißt aber auch: melodisch und rhythmisch wirken fast alle Titel gleich, es wird weiterhin gegen alle Übel der Welt gekämpft, lediglich die Tonart ändert sich manchmal. Auffällige Ideen, die einen aufhorchen lassen, gibt es keine. Dazu müsste es eher Einflüsse von artfremden Stilen geben. Lediglich der Titel von Jah9 zeigt leichte Einwirkungen von Dancehall, Blue Beat, und Dub und fällt allein damit schon auf. Mit dabei sind bekannte Namen wie Alborosie, Raging Fyah, Romain Virgo oder Maxi Priest sowie neue Talente wie Shuga, Nesbeth, Ginjah, Kenyatta Hill, dem Sohn von Joseph ‘Culture‘ Hill. Die meisten davon wurden hier schon mal besprochen.